Ein Lager kann verschiedene Funktionen erfüllen. Aus den unterschiedlichen Lagerfunktionen gehen die Bezeichnungen des entsprechenden Lagers hervor. So wird von Beschaffungslagern, Produktionslagern oder Distributionslagern gesprochen.
Ist keine Kostenstellenrechnung vorhanden, sind die Lagerhaltungskosten wie folgt zu ermitteln.
Kostenart | Kosten in Euro |
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Mietkosten | 15.000 |
Personalkosten | 30.000 |
Abschreibungen | 10.000 |
Versicherungskosten | 6.000 |
Anteilige Verwaltungskosten | 4.000 |
Anteilige EDV-Kosten | 3.000 |
Energiekosten | 2.000 |
Gesamtkosten | 70.000 |
Die Lagerhaltungskosten im Unternehmen liegen bei 70.000 Euro. Eine anteilige Verrechnung auf die im Lager befindlichen Artikel ist mithilfe des Lagerkostensatzes möglich.
Was sagt der Lagerkostensatz aus?
Ein Lager verursacht Kosten. Damit diese überschaubar bleiben und sich optimieren lassen, müssen Unternehmer Kenntnis darüber besitzen. Der Lagerkostensatz stellt den Lagerbestand ins Verhältnis zu den anfallenden Lagerkosten. Das Ergebnis ist in Prozent und das kannst du ganz einfach mit unserem Prozentrechner berechnen.
Formel: Lagerkostensatz = Lagerkosten ÷ Ø Lagerwert x 100
Beispiel:
Für das Unternehmen wurden Lagerkosten in Höhe von 70.000 Euro ermittelt. Der durchschnittliche Lagerwert wird auf 500.000 Euro beziffert. Nun gilt es, den Lagerkostensatz zu ermitteln.
Lagerkostensatz = 70.000 Euro ÷ 500.000 Euro x 100 = 14%
Der Lagerkostensatz beträgt folglich 14 Prozent.
Die Berechnung der Lagerkosten pro Stück:
Wir gehen vom eben ermittelten Lagerkostensatz von 14 Prozent aus. Nun soll ermittelt werden, welche Lagerkosten Material Nr. 3876 verursacht. Der Bestandswert des Materials beträgt 130 Euro pro Stück.
Um die Lagerkosten für das Material Nr. 3876 zu ermitteln, wird wie folgt verfahren:
Der Bestandswert wird ins Verhältnis zum Lagerkostensatz gesetzt.
Lagerkosten pro Stück = 14% von 130 Euro = 18,20 Euro.
Das Material Nr. 3876 verursacht jährlich Lagerkosten in Höhe von 18,20 Euro.
Was ist die Lagerintensität?
Wie bereits erwähnt, schließen die Lagerhaltungskosten auch das in der Lagerware gebundene Kapital ein. Wie hoch diese Kapitalbindung ist, darüber gibt die Lagerintensität Auskunft.
Die Berechnung der Lagerintensität
Als Grundlage für die Ermittlung dieser Kennzahl dienen die im Jahresabschluss ermittelten Werte für Lagerbestände und Gesamtvermögen.
Formel: Vorratsvermögen ÷ Gesamtvermögen x 100
Beträgt das Vorratsvermögen 5.000 Euro und du verfügst über ein Gesamtvermögen von 40.000 Euro, beträgt die Lagerintensität 12,5 Prozent.
Übersteigt diese Kennzahl 20 Prozent, ist von einem deutlichen Lagerrisiko auszugehen. Volle Lager sind der Veralterung, dem Verderb oder dem Preisverfall ausgesetzt.
Wie kannst du Lagerhaltungskosten senken?
Lagerhaltungskosten können durch mehrere Optionen gesenkt werden. Der Lagerbestand nimmt den größten Einfluss auf eine mögliche Senkung. Zunächst ist es wichtig, dass alle beschriebenen Kennzahlen ermittelt und in ein branchenübliches Verhältnis gesetzt werden. Die benötigten Daten manuell zu ermitteln, gestaltet sich zeitaufwendig und unwirtschaftlich.
Tipp!
Mithilfe eines ERP-Systems ist es möglich, die Lagerbestände fortlaufend zu kontrollieren und über die notwendigen Kennzahlen informiert zu sein.
Aktiv Lagerhaltungskosten senken:
- Lager bereinigen: Bei einem Blick ins Lager wird deutlich, welche Produkte sich als Lagerhüter erweisen. Verdorbene Ware gilt es zu entfernen. Veraltete Produkte können im Rahmen eines Sonderabverkaufs an den Mann gebracht werden.
- Bestandsführung optimieren: Die Optimierung der Bestandsführung beinhaltet, einen möglichst geringen Bestand einzulagern und dennoch alle notwendigen Waren und Materialien stets bedarfsgerecht vorrätig zu haben. Bei der Verwendung moderner Systeme zur Lagerverwaltung wird eine diesbezüglich notwendige Analyse der Lagerbestände unterstützt.
- Bestandsführung anpassen: Es gilt, den optimalen Lagerbestand zu ermitteln. In größeren Lagerhallen ist dies nur durch den Einsatz von Softwarelösungen möglich. Der optimale Bestand wird ermittelt, indem Faktoren wie Mindest- und Höchstbestand und die notwendige Wiederbeschaffungszeit ins Verhältnis zueinander gesetzt werden. ERP-Systeme ermitteln die Kennzahlen in bestimmten Abständen automatisch.
So lassen sich Lagerhaltungskosten senken
Sind alle notwendigen Kennzahlen ermittelt, kann mit der Optimierung der Lagerhaltungskosten begonnen werden.
Folgende Checkliste kann dabei helfen:
- Ermittlung der Kennzahlen
- Vergleich der Kennzahlen
- Entsorgung von Lagerhütern
- Bestandsführung bedarfsgerecht organisieren
- Reduzierung hochpreislicher Lagerware
- Optimierung der Bestellmenge
- Verbesserung der Einkaufskonditionen
- Optimierung von Logistik und Lagerverwaltung
Werden die Kennzahlen mit den Vorjahren und Vergleichswerten der Branche verglichen, wird deutlich, ob Handlungsbedarf besteht und das Lager zu hohe Kosten verursacht. Die Entsorgung der Lagerhüter verursacht zwar kurzfristig Abschreibungen, ist aber ein notwendiger Faktor, um den Gewinn mittelfristig zu erhöhen.
Die ABC-Analyse kann dazu verwendet werden, die im Lager verbliebenen Artikel zu klassifizieren:
Artikel | Anteil am Lagerbestand in % | Verbrauchswert gemessen am Gesamtbestand in % |
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A-Artikel | 10 bis 20 | 70 bis 80 |
B-Artikel | 30 bis 35 | 15 bis 25 |
C-Artikel | 40 bis 50 | 5 bis 10 |
Werden die Vorräte an hochpreislichen Artikeln reduziert, kannst du enorme Kosten einsparen. Der Optimierung der Bestellmenge geht ein etwas aufwendiger Rechenweg voraus. Die Grundlage hierfür bildet die Andlersche Formel.
Nach ihrer Verdopplung werden die Bestellkosten mit dem jährlichen Bedarf multipliziert. Das Ergebnis ist durch den ermittelten Lagerkostensatz und den Kaufpreis pro Stück zu teilen. Aus diesem Wert wird die Wurzel gezogen. Der so ermittelte Idealwert wird sich in der Praxis nicht immer umsetzen lassen. Bei zukünftigen Bestellungen kannst du dich aber daran orientieren.
Bei der Optimierung der Lagerhaltungskosten spielen letztlich auch interne Prozesse eine Rolle. Ist das Lager entsprechend strukturiert, lassen sich Laufstrecken und Transportwege verkürzen. Damit können langfristig Mitarbeiter eingespart werden und die Personalkosten sinken. Der Verwaltungsaufwand lässt sich durch den Einsatz effizienter Warenwirtschaftssysteme reduzieren.
Fazit
Lagerkosten fallen für die Verwahrung von Materialien an. Dabei kann es sich um Material, Zwischenerzeugnisse oder die fertige Ware handeln. Lagerhaltungskosten schließen fixe und variable Kostenstellen ein. Neben den Kosten für Raummiete, Abschreibungen, Energie oder Personal spielt auch der entgangene Zinsgewinn aus dem im Bestand des Lagers gebundenen Kapital eine Rolle. Durch die Ermittlung des Lagerkostensatzes, der Lagerintensität und anderer relevanter Kennziffern kann eine Optimierung der Lagerhaltungskosten erreicht werden.