Fremdfinanzierung
Ob für die Gründung selbst oder die Anschaffung neuer Maschinen – Eine Fremdfinanzierung ist eine gute Möglichkeit, dir deine beruflichen Ziele zu ermöglichen. Dabei kommt es maßgeblich auf die Vertragsinhalte sowie die Rückzahlungsmodalitäten an.
Was ist Fremdfinanzierung?
Eine Fremdfinanzierung ist die Bereitstellung finanzieller Mittel für dein Unternehmen. Dabei fließt das Geld von externen Quellen in deine Firma. Das bedeutet, dass der Gläubiger eine außenstehende Person oder Unternehmung ist. Meist wird ein fester Zinssatz für den gesamten Zeitraum der Rückzahlungen vereinbart, um dem Gläubiger ein entsprechendes Einkommen zu sichern. Der Zinssatz addiert mit der Tilgungsrate ergibt den Betrag deiner monatlichen Rückzahlung.
Die Fremdfinanzierung kann als Innen- und Außenfinanzierung stattfinden. Von einer Innenfinanzierung wird gesprochen, wenn es sich zum Beispiel um Rückstellungen handelt. Bei der Außenfinanzierung liegt das Finanzmittel außerhalb des Unternehmens.
Anhand der Grafik siehst du, welche Finanzierungsarten es gibt:
Die häufigste Art der Fremdfinanzierung ist das Bankdarlehen. Alternativ kann auch ein privates Darlehen mit einer dir bekannten Personen vereinbart werden.
Welche Formen lassen sich unterscheiden?
Benötigst du Fremdkapital für deine Unternehmensfinanzierung, stehen dir verschiedene Formen zur Verfügung. Unterscheiden lassen sich diese bezüglich ihrer Dauer in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Finanzierungen:
Die kurzfristige Fremdfinanzierung
Die kurzfristigen Fremdfinanzierungen sind nur auf wenige Wochen oder Monate angelegt. Sie werden für kleine Summen vereinbart oder für den Fall, dass du auf die Begleichung einer Forderung seitens deiner Kunden wartest.
Bankkredite
Bankkredite der kurzfristigen Art können Kontokorrentkredite, Wechselkredite oder Lombardkredite sein. Sie haben gemeinsam, dass sie allesamt einen sehr hohen Zinssatz aufweisen und deshalb nur in Ausnahmefällen für die Unternehmensfinanzierung geeignet sind.
Kreditleihen
Bei einer Kreditleihe stellt dir die Bank ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung, um damit kleinere Anschaffungen tätigen zu können. Typische Beispiele hierfür sind die Akzeptkredit/Wechselkredite sowie die Avalkredite. Kreditleihen können im weitesten Sinne mit einer Bürgschaft verglichen werden.
Handelskredite
Handelskredite werden direkt von deinen Kunden oder Lieferanten übernommen. So können dir deine Lieferanten bei einem finanziellen Engpass einen entsprechenden Aufschub zur Begleichung der offenen Verbindlichkeiten gewähren. Von Kundenkredit wird gesprochen, wenn du für deine Leistungen eine An- oder Teilzahlung verlangst.
Die mittel- und langfristige Fremdfinanzierung
Sowohl die mittel- als auch langfristigen Fremdfinanzierungsarten zeichnen sich durch einen Rückzahlungszeitraum von mehreren Monaten bis hin zu mehreren Jahren aus. Dabei handelt es sich meist um professionelle Gläubiger.
Bankkredite
Bankkredite zählen zu den langfristigen Finanzierungsarten, wenn sie mindestens vier Jahre Laufzeit innehaben. Die Rate ist meist festgeschrieben, sodass du deine monatlichen Verbindlichkeiten gut planen kannst.
Außenhandelskredite
Zu den Außenhandelskrediten gehört sowohl der Rembourskredit als auch der Negoziierungskredit. Sie werden in der Import-Export-Branche vergeben.
Schuldverschreibungen und Anleihen
Durch die Ausstellung von Wertpapieren wird der Gläubiger gegenüber dem Schuldner abgesichert. Typische Schuldverschreibungen und Anleihen sind Industrieobligationen, Optionsanleihen, Null-Kupon-Anleihen oder auch Wandelschuldverschreibungen.
Schuldscheindarlehen
Schuldscheindarlehen werden ausschließlich an große Konzerne vergeben, die eine entsprechende Bonität vorweisen können. Die Darlehenssumme befindet sich im hochpreisigen Sektor und wird über einen nicht börsenfähigen Schuldschein abgesichert.
Nehmen wir an, du besitzt ein Unternehmen zur Herstellung von Büromöbeln. Nachdem eine Maschine immer wiederkehrende Mängel aufweist, beschließt du, sie auszutauschen. Die Höhe der Investition beläuft sich auf 900.000 Euro brutto.
Leider reichen deine internen finanziellen Mittel derzeit nicht aus, um die vollen Anschaffungskosten der Maschine zu decken. Du entschließt dich, einen Teil aus fremden Mitteln zu finanzieren und möchtest deshalb das benötigte Fremdkapital berechnen:
Du siehst an diesem Beispiel, dass die Fremdfinanzierung immer mit einem deutlichen Zuwachs an Kosten verbunden sind. Dies hängt mit den Zinszahlungen an den Gläubiger zusammen.
Die Sonderformen der Fremdfinanzierung
Anstelle eines normalen Kredits kannst du in einigen Fällen auch eine Sonderform der Finanzierung wählen. Besonders häufig wird dies im Zusammenhang mit dem direkten Geschäftsbetrieb gewährt. Der Gläubiger ist dabei meist ein anderes Unternehmen.
Asset backed Securities
Das sind Wertpapiere, die durch Rechte oder Zahlungsansprüche gestützt werden. Typische Beispiele hierfür sind Pfandbriefe.
Leasing
Das Leasing kommt besonders häufig in Verbindung mit der Beschaffung von Maschinen und Fahrzeugen zum Einsatz. Der Hersteller der Maschinen bzw. Fahrzeuge stellt dir diese zur Verfügung. Im Gegenzug zahlst du die monatlichen Leasingraten an ihn. Beim Leasing bist nicht du der Eigentümer der Waren, sondern nach wie vor der Hersteller. Im Anschluss an die Leasingzeit kannst du die Fahrzeuge oder Maschinen gegen einen Endpreis übernehmen.
Factoring
Beim Factoring verkaufst du deine offenen Forderungen an spezielle Factoringunternehmen. Der Verkaufspreis liegt im Schnitt drei bis fünf Prozent unter dem Wert der verkauften Rechnungen.
Merkmale einer Fremdfinanzierung
Um zwischen der Eigen- und Fremdfinanzierung unterscheiden zu können, müssen einige Merkmale der Fremdkapitalbeschaffung definiert werden. Der wichtigste Aspekt ist natürlich, dass das geliehene Geld von externen Quellen in dein Unternehmen fließt. Es darf also nicht aus firmeninternen Vermögen kommen.
- Die Mehrheit der Gläubiger verlangt eine gewisse Sicherheit. Das können materielle oder immaterielle Vermögensgegenstände sein. In allen Fällen musst du aber einen Nachweis bezüglich deiner Liquidität in Form der betrieblichen Jahresbilanzierung vorweisen können. Bei Startups wird ein professioneller Businessplan verlangt.
- Der Kapitalgeber ist der Gläubiger. Er übernimmt keine Haftung für eventuelle Missstände innerhalb des Unternehmens. Des Weiteren hat er keinerlei Mitwirkungsrechte an deiner Firma.
- Die Fremdfinanzierung besteht über einen gewissen Zeitraum hinweg. Das Ende muss dabei durch ein Datum festgeschrieben sein. Bei einigen Finanzierungsarten kannst du deine Schulden auch schon früher begleichen.
- Es besteht eine Rückzahlungsverpflichtung, auch Nominalbetrag genannt. Du als Schuldner musst den geliehenen Betrag in voller Höhe zuzüglich der vereinbarten Zinsen an den Gläubiger zurückzahlen.
Diese Differenzierung ist für den Fall einer Insolvenz von besonderer Bedeutung, denn Fremdkapitalgeber haben während des Insolvenzverfahrens oberste Priorität.
Warum ist Fremdfinanzierung für dein Unternehmen wichtig?
Die Vorteile der Fremdfinanzierung für dein Unternehmen liegen vor allem in der Möglichkeit neue Investitionen tätigen zu können. Sollten neue Maschinen, Fahrzeuge oder sogar ein Anbau der Produktionsstätte notwendig sein, um die Produktivität und damit den Umsatz zu steigern, kannst du mit entsprechenden Krediten dein Vorhaben in die Tat umsetzen. Gleichzeitig bleibt dir die Bestimmungsmacht erhalten, denn Fremdkapitalgeber haben keinerlei Einfluss auf die Führung deines Unternehmens. Eine Gewinnausschüttung an den Gläubiger ist nicht notwendig.
Welche Ziele verfolgst du mit einer Fremdfinanzierung?
Das Ziel einer Fremdfinanzierung ist im Regelfall die Erhöhung der firmeninternen Finanzmittel, um damit notwendige Investitionen tätigen zu können. Das Eigenkapital einer Firma bleibt dabei unberührt, sodass die Rentabilität erhalten bleibt bzw. verbessert wird. Gleichzeitig kannst du die Steuerlast durch die anfallenden Zinszahlungen senken.
Die Fremdfinanzierung im Vergleich
Für die Beschaffung von Kapital, stehen dir nicht nur die Fremdfinanzierung, sondern auch die Eigen-, Außen-, und Innenfinanzierung zur Verfügung. In einigen Fällen können Mischformen entstehen. So kannst du zum Beispiel einen Teil der benötigten Investitionen direkt aus deinem Unternehmen nehmen und den anderen Teil von externen Gläubigern erhalten.
Fremdfinanzierung vs. Eigenfinanzierung – was ist günstiger?
Eigenfinanzierung und Fremdfinanzierung sind zwei gegensätzliche Arten der Kapitalbeschaffung, die miteinander verglichen werden müssen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass durch die Zinszahlungen eine Fremdfinanzierung die Steuerlast gesenkt werden kann. Zudem ist ein Kredit von fremden Kapitalgebern meist über einen längeren Zeitraum sinnvoller.
Was ist der Unterschied zwischen Fremdfinanzierung und Außenfinanzierung?
Bei der Fremdfinanzierung stammt das geliehene Kapital von einem fremden Kreditgeber, der keine Verbindung mit deinem Unternehmen hat. Im Gegensatz dazu liegt bei der Außenfinanzierung die Quelle der Geldmittel außerhalb des Unternehmens. Bei der Außenfinanzierung kannst also zum Beispiel du selbst die benötigten Geldmittel von deinem privaten Bankkonto auf das Geschäftskonto überweisen.
Wie unterscheiden sich Fremdfinanzierung und Innenfinanzierung?
Die Innenfinanzierung ist das Gegenstück zur Außenfinanzierung. Die Geldmittel stammen direkt aus dem Unternehmen – Es handelt sich dabei um Kapital, das aus den normalen Umsatzerlösen entsteht. Die Innenfinanzierung wird in die Fremdfinanzierung und die Eigenfinanzierung unterteilt. Zur Eigenfinanzierung gehört zum Beispiel die Gewinnthesaurierung.
Wann lohnt sich alternativ eine Eigenfinanzierung?
Die Eigenfinanzierung lohnt sich immer dann, wenn eine Fremdfinanzierung deutlich mehr Kosten verursachen würde als die Eigenfinanzierung. Dabei solltest du beachten, dass durch eine Eigenfinanzierung die Gewinnausschüttung deutlich geschmälert wird. Zudem sollte eine Eigenfinanzierung nur dann erfolgen, wenn die finanzielle Situation der Firma auch nach dem Kapitaleinsatz noch stabil ist.
Mehr Informationen bezüglich der Unterscheidung verschiedener Finanzierungsarten erhältst du in folgendem Video:
Risiken der Fremdfinanzierung
Die Risiken der Fremdfinanzierung liegen vor allen Dingen in den verpflichtenden Rückzahlungen. Gegebenenfalls wirst du bei einer zu hohen Fremdkapitalfinanzierung deine Raten nicht mehr tilgen können. Ein Insolvenzverfahren droht.
Ein weiterer Kritikpunkt wird von vielen Finanzberatern in der Gefahr der Überschuldung gesehen. Bei einer Überschuldung kann das Fremdkapital nicht mehr vom firmeninternen Vermögen gedeckt werden.
Was ist unter der Fremdkapitalquote zu verstehen?
Durch die Berechnung der Fremdkapitalquote erhältst du einen Eindruck davon, wie viel Anteil das Fremdkapital an dem Gesamtkapital deiner Firma hat. Daraus kannst du Rückschlüsse auf deine Attraktivität für neue Gläubiger ziehen. Mit steigendem Fremdfinanzierungsgrad nimmt auch das sogenannte Kapitalrisiko zu. Es wird in Zukunft deutlich schwieriger werden, neue Kredite zu erhalten.
Wie wird die Fremdkapitalquote berechnet?
Zur Berechnung der Fremdkapitalquote deines Unternehmens dividierst du die kurz-, mittel- und langfristigen Kredite sowie die Rückstellungen und die Hälfte der Sonderposten durch das Gesamtkapital deiner Firma. Um nun einen prozentualen Wert zu erhalten, multiplizierst du das Ergebnis mit 100.
Formel:
Fremdkapitalquote = (Fremdkapital / Gesamtkapital) x 100%
Wie hoch sollte der Fremdfinanzierungsgrad ausfallen?
Als allgemeinen Richtwert gilt eine maximale Grenze von 67 Prozent Fremdkapital innerhalb eines Unternehmens. Abhängig von der Branche, in der du tätig bist, kann dieser Wert schwanken.
Fazit
Als Fremdkapital werden Finanzmittel von fremden Kapitalgebern bezeichnet. Dabei kann sowohl eine Innen- als auch Außenfinanzierung stattfinden. Das Gegenstück zur Fremdfinanzierung ist die Eigenfinanzierung, also die Beschaffung von Geldern von internen Geldmitteln. In manchen Fällen ist eine Mischform der genannten Formen sinnvoll, um die günstigste und gleichzeitig effektivste Finanzierung zu erhalten.
Eingeteilt werden kann in kurzfristige, mittel- und langfristige Kredite, die sowohl von professionellen Instituten (Banken) als auch von deinen Lieferanten und Kunden gegeben werden können. Für die Rückzahlung wird im Regelfall eine feste Rate vereinbart, die sich aus Tilgung und Zinsen zusammensetzt. Die Zinsen kannst du absetzen, um damit die Steuerlast zu verringern.