Degressive Abschreibung
Die degressive Abschreibung ist vielen Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern gar kein Begriff – kein Wunder, war sie doch in den vergangenen Jahren häufig nicht erlaubt. Die degressive Abschreibung war zwischen 2011 und 2019 nicht mehr zulässig. Sie wurde im Zuge eines Corona-Steuerhilfegesetzes jedoch für kurze Zeit wieder für die Steuerbilanz eingeführt. Im Rahmen dieser Ausnahmeregelung konnte für die Wirtschafts- und Anlagegüter, die zwischen Januar 2020 und Dezember 2022 angeschafft oder hergestellt wurden, die degressive Abschreibung als steuerliche Hilfsmaßnahme zur Bewältigung der Corona Krise genutzt werden.
Ab Januar 2023 gilt das jedoch nicht mehr, zumindest für neu angeschaffte oder hergestellte Wirtschafts- und Anlagegüter. Erfahre hier, wie du die degressive Abschreibung berechnest, in welchen Fällen du sie nutzen darfst und wie du sie richtig buchst.
Keine Lust zu lesen? Dann ist das unser Video zum Thema Degressive Abschreibung genau richtig für dich:
Was ist die degressive Abschreibung?
Bei der degressiven Abschreibung berechnest du den Abschreibungsbetrag mithilfe eines gleichbleibenden Prozentsatzes. Nur im ersten Jahr sind die Anschaffungskosten die Grundlage für die Berechnung, in den Folgejahren jeweils der Restbuchwert. Der Betrag sinkt also mit jedem Jahr.
Die degressive AfA (kurz für: Absetzung für Abnutzung) ist eine Form der planmäßigen Abschreibung, die du zum Beispiel anstelle der linearen Abschreibung nutzen kannst. Rechtsgrundlage ist das Einkommensteuergesetz: § 7 Abs. 2 EStG besagt, dass du für bewegliche, abnutzbare Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens die AfA in „fallenden Jahresbeträgen“ ansetzen darfst.
Wann du die degressive Abschreibung nutzen solltest
Eigentlich gibt es nur eine Voraussetzung, die du für die degressive Abschreibung erfüllen musst: Es muss sich um ein bewegliches Anlagegut handeln. Nicht möglich sind also immaterielle Wirtschaftsgüter (z. B. Rechte) oder Gebäude. Außerdem muss der Anschaffungszeitpunkt in einen Zeitrahmen fallen, zu dem die degressive Abschreibung erlaubt ist/war.
Die Abschreibungsmethode ermöglicht dir hohe Abschreibungen in den Anfangsjahren. Sie lohnt sich deshalb besonders für Anlagegüter, die in den ersten Jahren stark an Wert verlieren (z. B. Kfz, schnell veraltende Technik, Maschinen).
Degressive Abschreibung im Handelsrecht und Steuerrecht: Unterschiede
Führst du ein buchführungspflichtiges Unternehmen, musst du eine Handelsbilanz und eine Steuerbilanz einreichen. In der Steuerbilanz kannst du gemäß den jeweils aktuellen Vorgaben problemlos zwischen der linearen und der degressiven Abschreibung wählen.
In der Handelsbilanz hingegen ist die degressive Abschreibung eher der Ausnahmefall. Du kannst sie hier nur nutzen, wenn du nachweist, dass die Abschreibungsbeträge den tatsächlichen Wertverlust widerspiegeln.
Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer schreiben deshalb nur in der Steuerbilanz degressiv ab und nutzen in der Handelsbilanz die lineare Abschreibung.
Die aktuelle Rechtslage: Ist die degressive Abschreibung erlaubt?
Die degressive Abschreibung verschafft dir bei cleverem Ansatz echte Steuervorteile. Leider kannst du sie nicht uneingeschränkt nutzen. Der Fiskus hat sie zum 1. Januar 2011 abgeschafft. Um Unternehmen zu entlasten und zu Investitionen zu bewegen, wurde die degressive Abschreibung mit dem Zweiten Corona-Steuerhilfegesetz zum 1. Januar 2020 wieder eingeführt.
Die Sonderregelung wurde zunächst bis 31. Dezember 2021 befristet und anschließend mit dem Vierten Corona-Steuerhilfegesetz bis zum 31. Dezember 2022 verlängert. Für Anlagegüter, die du seit dem 1. Januar 2023 angeschafft hast, kannst du die degressive Abschreibung nicht mehr nutzen.
So berechnest du die degressive Abschreibung
Bei der gängigen geometrisch-degressiven Abschreibung folgst du zur Berechnung der Abschreibungsbeträge diesen Schritten:
- Schritt: Ermittle zunächst die Anschaffungskosten oder die Herstellungskosten.
- Schritt: Den Abschreibungsbetrag für das erste Jahr ermittelst du, indem du den festgelegten Abschreibungsprozentsatz vom Anschaffungswert berechnest.
- Schritt: In den Folgejahren wendest du denselben Prozentsatz an. Allerdings nicht mehr auf die Anschaffungskosten, sondern auf den Restbuchwert. Man spricht deshalb auch von der Buchwertabschreibung.
- Schritt: Jedes Jahr verringert sich der Restbuchwert um den Abschreibungsbetrag. Da der Abschreibungssatz jedes Jahr gleich bleibt, verringert er sich stetig.
Abschreibungssätze der degressiven Abschreibung nach Anschaffungszeitpunkt
Den Prozentsatz für die degressive Abschreibung kannst du nicht frei bestimmen. Du musst dich an bestimmte Höchstsätze halten, die im Zeitverlauf unterschiedlich geregelt waren:
Die hier angegebenen Obergrenzen für den Abschreibungssatz sind lediglich in der Steuerbilanz relevant. Für die Handelsbilanz gelten sie nicht.
Formel zur Berechnung der degressiven Abschreibung
Um den Abschreibungsbetrag zu ermitteln, benötigst du die folgende Formel:
Abschreibungsbetrag = Abschreibungssatz x Buchwert des Vorjahres
Der Abschreibungssatz ist jedes Jahr gleich, zum Beispiel 20 Prozent. Der Buchwert hingegen ist jedes Jahr anders und entspricht dem Restbuchwert zum Jahresbeginn.
Geometrisch-degressive vs. arithmetisch-degressive Abschreibung
Am häufigsten verwenden Unternehmerinnen und Unternehmer die geometrisch-degressive Abschreibung, bei der du jedes Jahr denselben Abschreibungsprozentsatz anwendest. Der Abschreibungsbetrag sinkt kontinuierlich. Bei der selten genutzten arithmetisch-degressiven Abschreibung hast du ebenfalls fallende Abschreibungsbeträge – diese folgen aber einem mathematischen Muster.
Du fragst dich, wie das funktioniert? Erfahre mehr dazu in unseren Beiträgen zur geometrisch-degressiven Abschreibung und zur arithmetisch-degressiven Abschreibung.
Der Erinnerungswert bei der Abschreibung
Ist beispielsweise ein Auto nach sechs Jahren fertig abgeschrieben, wirst du es nicht gleich entsorgen. Und ebenso verschwindet es nicht einfach aus deiner Buchhaltung, nur weil es abgeschrieben ist. Es bleibt mit einem Erinnerungswert von 1 Euro in der Bilanz stehen.
Beispiel zur Berechnung der degressiven Abschreibung
Das folgende Beispiel zeigt dir, wie du die degressive Abschreibung berechnen kannst. Stell dir vor, du hast eine Maschine im Wert von 165.000 Euro (netto) zum 1. Januar angeschafft. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer liegt bei 9 Jahren. Der lineare AfA-Satz läge somit bei 11,11 Prozent (100 Prozent : 9 Jahre = 11,11 Prozent/Jahr). Der degressive AfA-Satz beträgt 11,11 x 2,5 = 27,78 Prozent. Da dieser den maximalen AfA-Satz von 25 Prozent übersteigt, kannst du nur 25 Prozent ansetzen.
Und so sieht die Berechnung der einzelnen Werte aus:
Du siehst es schon: Mit der degressiven Abschreibung kannst du die Maschine während der Abschreibungsdauer nicht vollständig absetzen. Deshalb wechselt man bei der degressiven AfA zu einem bestimmten Zeitpunkt zur linearen Abschreibung. Wie das funktioniert, erfährst du weiter unten.
Buchungssatz bei der degressiven Abschreibung
Damit die degressive Abschreibung wirksam wird, musst du sie korrekt verbuchen. Das funktioniert in zwei Schritten. Zunächst verbuchst du die Anschaffung ganz normal auf das jeweilige Bestandskonto:
Zum Ende des Jahres buchst du den Betrag der Abschreibung um:
Beispiel: So buchst du die degressive Abschreibung richtig
Wir greifen unser Beispiel von oben wieder auf: den Kauf einer Maschine. So buchst du richtig:
Januar – Kauf der Maschine
Dezember – Buchung der Abschreibung
Was passiert hier in der Buchhaltung? Du verringerst den Wert auf dem Konto 0210 Maschinen – der Restwert sinkt ja im Zeitverlauf. Der umgebuchte Abschreibungsbetrag taucht nun nicht mehr auf dem Bestandskonto auf, sondern auf einem Aufwandskonto und wirkt sich somit gewinnmindernd aus.
Vergleich: degressive Abschreibung vs. andere Abschreibungsmethoden
Neben der degressiven Abschreibung gibt es mehrere andere Abschreibungsmethoden. Doch worin liegen eigentlich die Unterschiede und wann solltest du welche Methode verwenden? Wir sehen uns die Varianten etwas genauer an.
Degressive vs. lineare Abschreibung
Du weißt bereits: Bei der degressiven Abschreibung sind die Jahresbeträge anfangs hoch. Mit sinkendem Restbuchwert wird auch der Degressionsbetrag immer niedriger.
Im Gegensatz dazu setzt du bei der linearen Abschreibung immer denselben Jahresbetrag ab. Um dessen Höhe zu ermitteln, teilst du einfach die Anschaffungskosten durch die Anzahl der Nutzungsjahre. Der gleichbleibende Abschreibungsprozentsatz wird in jedem Jahr von den Anschaffungskosten berechnet.
Degressive Abschreibung vs. Leistungsabschreibung
Wie die degressive Abschreibung versucht die Leistungsabschreibung, den tatsächlichen Wertverlust abzubilden. Dabei geht sie noch weiter ins Detail: Der Abschreibungsbetrag kann in jedem Nutzungsjahr anders ausfallen. Er orientiert sich nämlich an der tatsächlichen Nutzung oder Leistung. Bei einer Maschine kann sich die Absetzung für Abnutzung beispielsweise auf die Betriebsstunden oder die Produktionsmenge beziehen.
Vorteile und Nachteile der degressiven Abschreibung
Nicht immer ist die degressive Abschreibung für abnutzbare Wirtschaftsgüter die beste Wahl – aber doch ziemlich oft. Die Vor- und Nachteile helfen dir bei der Entscheidung:
Die kombinierte Abschreibung: Wechsel von degressiv auf linear
Bei der degressiven Abschreibung ist eine vollständige Abschreibung des Wirtschaftsguts nicht möglich, weil du bei der Buchwertabschreibung immer mit dem Restbuchwert weiterrechnest. Deshalb musst du ab einem bestimmten Zeitpunkt zur linearen AfA wechseln. Das empfiehlt sich in dem Jahr, ab dem der Betrag der linearen Abschreibung höher ist als der der degressiven Methode. Erfahre in unserem Ratgeber zu den Abschreibungsmethoden, wie die kombinierte Abschreibung funktioniert.