- Was ist die freiwillige Arbeitslosenversicherung?
- Bedingungen für die freiwillige Arbeitslosenversicherung
- Wann du eine freiwillige Arbeitslosenversicherung abschließen solltest
- Wie hoch ist der Beitrag zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung?
- So stellst du den Antrag auf eine freiwillige Arbeitslosenversicherung
- So hoch ist das ausgezahlte Arbeitslosengeld
- Private Alternativen zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung
- Beiträge zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung mit sevdesk Buchhaltungssoftware verbuchen
- Zusammenfassung zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung
- Häufig gestellte Fragen zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Freiwillige Arbeitslosenversicherung für Selbstständige – Wichtige Informationen und mehr
Absolute Sicherheit gibt es in der Selbstständigkeit nicht. Es kann immer etwas schiefgehen. Wirst du als Selbstständiger erwerbslos, hast du leider keine Ansprüche aus der Arbeitslosenversicherung. Es sei denn, du entscheidest dich zu Beginn deiner Selbstständigkeit zügig für die freiwillige Arbeitslosenversicherung. Wie sie funktioniert und welche Voraussetzungen du für die freiwillige Arbeitslosenversicherung für Selbstständige erfüllen musst, erklären wir dir hier.
Was ist die freiwillige Arbeitslosenversicherung?
Arbeitnehmer sind in der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung pflichtversichert. Diese schützt sie vor den finanziellen Einbußen, die mit dem Verlust des Arbeitsplatzes einhergehen, und zahlt als Ersatz für das Arbeitsentgelt ein Arbeitslosengeld. Selbstständige unterliegen nicht der Versicherungspflicht und haben daher bei Erwerbslosigkeit auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Du kannst als Selbstständiger aber die freiwillige Weiterversicherung in der Arbeitslosenversicherung beantragen (§ 28a SGB III). Dann erhältst du ebenfalls Arbeitslosengeld, falls du in die Erwerbslosigkeit rutschst und kannst so die Zeit finanziell überbrücken, bis du wieder einen Job gefunden hast.
Den Antrag stellst du bei deiner Agentur für Arbeit, allerdings nur innerhalb von drei Monaten nach der Existenzgründung. Später kannst du nicht mehr in die freiwillige Arbeitslosenversicherung für Selbstständige wechseln.
Bedingungen für die freiwillige Arbeitslosenversicherung
Nicht jeder kann in die freiwillige Arbeitslosenversicherung aufgenommen werden. Du musst in der folgenden Tabelle aus beiden Blöcken je mindestens eine Voraussetzung für die Antragspflichtversicherung erfüllen:
Berufliche Situation | Versicherungsstatus |
---|---|
|
|
Als Antragsteller darfst du nicht anderweitig der Versicherungspflicht unterliegen (z. B. weil du hauptberuflich angestellt bist) oder versicherungsfrei sein (z. B. weil du bereits die Regelaltersrente beziehen könntest). Ansonsten ist der Beitritt zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung nicht möglich.
Einer Arbeitslosigkeit als Selbstständiger beugst du am besten vor, indem du immer den Überblick über deine Finanzen behältst. So kannst du sofort reagieren, wenn sich das Geschäft negativ entwickelt. Nutze das sevdesk Online-Rechnungsprogramm und verbuche alle Einnahmen und Ausgaben auf Knopfdruck und automatisiert.
Sonderfall erneute freiwillige Arbeitslosenversicherung
Mit dem Leistungsbezug aus der freiwilligen Arbeitslosenversicherung (also wenn du als Selbstständiger arbeitslos geworden bist) endet das Versicherungspflichtverhältnis automatisch. Möchtest du dich anschließend erneut versichern, musst du einen neuen Antrag stellen.
Etwas schwieriger wird das, wenn du wegen derselben Tätigkeit bereits zum zweiten Mal Arbeitslosengeld bezogen hast. Die Weiterversicherung über einen neuen Antrag ist dann zwar möglich. Allerdings nur, wenn du vor der zweiten Phase des Leistungsbezugs mindestens zwölf Monate freiwillig versichert gewesen bist. Liegen zwischen den zwei Phasen der Arbeitslosigkeit nicht wenigstens zwölf Monate, ist die Antragstellung bei der freiwilligen Arbeitslosenversicherung nicht mehr möglich.
Wann du eine freiwillige Arbeitslosenversicherung abschließen solltest
Eine freiwillige Arbeitslosenversicherung ist immer dann sinnvoll, wenn du keine ausreichenden Rücklagen hast, um einige Monate der Arbeitslosigkeit überbrücken zu können. Auch wenn dein Unternehmen eher risikobehaftet ist oder das Einkommen stark schwankt, lohnt sich die Antragstellung bei der Arbeitsagentur.
Selbst wenn du dich kurz vor Beginn des Rentenalters selbstständig machst, kann es bei mangelnden Rücklagen sinnvoll sein, dich freiwillig zu versichern. Bedenke jedoch: Wenn du die Voraussetzungen erfüllst, könntest du anstelle des Bezugs einer Entgeltersatzleistung bei Arbeitslosigkeit auch einfach früher die Altersrente (mit Abschlägen) beantragen. Lasse dich dazu am besten vor deiner Gründung von einer Rentenberatungsstelle beraten.
Vorteile der freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Die freiwillige Arbeitslosenversicherung ist für Selbstständige ebenso wie für Auslandsbeschäftigte und Schüler einer Fachschule eine gute Wahl. Sie bietet viele Vorteile:
- finanzielle Absicherung für den Fall, dass du dein Geschäft aufgeben musst
- mehr Planungssicherheit
- Flexibilität für einen später möglicherweise nötigen Umstieg auf ein Angestelltenverhältnis
- niedrige Beiträge
Nachteile der freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Dennoch ist die freiwillige Arbeitslosenversicherung nicht pauschal jedem Selbstständigen zu empfehlen. Einige Nachteile sind:
- nur zeitlich begrenzter Bezug von Arbeitslosengeld
- nur geringe Leistung, wenn das Einkommen vor dem Leistungsbezug niedrig war
- zusätzliche finanzielle Belastung durch die Versicherungsmöglichkeit
- komplexe Voraussetzungen für die Aufnahme
- kein vollständiger Einkommensersatz
Wie hoch ist der Beitrag zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung?
Die Höhe der Beiträge orientiert sich bei der freiwilligen Arbeitslosenversicherung nicht an deinem tatsächlichen Einkommen, sondern an der sogenannten Bezugsgröße (2024: 3.535 € West, 3.465 € Ost) sowie am Beitragssatz der Arbeitslosenversicherung (2024: 2,6 Prozent). Dabei entstehen folgende Ausgaben:
Zielgruppe | Einkommen in % der Bezugsgröße |
Fiktives Einkommen West / Ost |
Beitragshöhe West / Ost |
---|---|---|---|
Selbstständige |
50% (1. + 2. Jahr) 100% (ab dem 3. Jahr) |
1.767,50 € / 1.732,50 € 3.535,00 € / 3.465,00 € |
45,96 € / 45,05 € 91,91 € / 90,09 € |
Auslandsbeschäftigte | 100% | 3.535,00 € / 3.465,00 € | 91,91 € / 90,09 € |
Erziehende Weiterbildende |
50% | 1.767,50 € / 1.732,50 € | 45,96 € / 45,05 € |
Die Bezugsgröße wird jährlich neu festgelegt. Deshalb solltest du dich darauf einstellen, dass der Beitrag jährlich geringfügig anwächst (in einem Bereich von etwa 2 bis 4 €). Es ist nicht möglich, mehr zu zahlen, um einen höheren Anspruch zu erwerben.
Wenn du den Antrag im dritten Monat deiner Selbstständigkeit stellst, stellt die Arbeitsagentur das Versicherungspflichtverhältnis rückwirkend ab dem ersten Tag fest. Du musst dann also die Beiträge entsprechend nachzahlen.
So stellst du den Antrag auf eine freiwillige Arbeitslosenversicherung
Die Antragstellung erfolgt über die Website der Bundesagentur für Arbeit. Dort kannst du dir das nötige Formular herunterladen. So gehst du vor:
- Fülle das Formular wahrheitsgemäß aus. Dabei machst du Angaben zu deiner Person, dem Versicherungspflichtverhältnis, Vorversicherungszeiten und deiner Selbstständigkeit.
- Stelle die nötigen Nachweise zusammen. Für den Nachweis deiner Selbstständigkeit eignen sich etwa die Gewerbeanmeldung oder eine Bestätigung deines Steuerberaters. Außerdem musst du deine Identität nachweisen (z. B. mit einer Kopie deines Personalausweises).
- Lade deinen Antrag mit den Nachweisen in deinem Benutzerkonto bei der Bundesagentur für Arbeit hoch. Falls du noch kein Konto hast, musst du dich zunächst registrieren. Der Antrag muss innerhalb von drei Monaten ab Beginn deiner Selbstständigkeit bei der Arbeitsagentur eingehen.
- Falls die Arbeitsagentur weitere Unterlagen benötigt, solltest du diese umgehend nachreichen. Ansonsten kann dein Antrag wegen mangelnder Mitwirkung abgelehnt werden.
- Nach der Prüfung deines Antrags bekommst du einen Bewilligungsbescheid. Deine Arbeitslosenversicherung beginnt rückwirkend ab dem Zeitpunkt, an dem du die Voraussetzungen erfüllst.
Geschäftsführer als Sonderfall in der freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Auch Geschäftsführer, die als Selbstständige gelten, können die Antragspflichtversicherung eingehen. Im Vorfeld solltest du aber prüfen lassen, ob nicht ohnehin eine Versicherungspflicht in der Sozialversicherung besteht. Versicherungspflichtig sind Fremdgeschäftsführer, die nicht am Unternehmen beteiligt sind, sowie Gesellschafter-Geschäftsführer mit weniger als 50 Prozent der Anteile und ohne Sperrminorität (die also kein „Veto-Recht“ haben).
Bei einer Kapitalbeteiligung von über 50 Prozent liegt häufig keine Versicherungspflicht vor. Dann ist die freiwillige Arbeitslosenversicherung eine sinnvolle Option.
So hoch ist das ausgezahlte Arbeitslosengeld
Wie hoch das ausgezahlte Arbeitslosengeld im Leistungsfall ausfällt, lässt sich leider nicht pauschal beziffern. Abhängig ist die tatsächliche Höhe der Entgeltersatzleistung von deinem Bruttoeinkommen, das du vor deiner freiwilligen Arbeitslosenversicherung erzielt hast. Warst du in den zwei Jahren vor der Arbeitslosigkeit nicht mindestens 150 Tage lang sozialversicherungspflichtig beschäftigt, legt die Arbeitsagentur ein fiktives Arbeitsentgelt zugrunde.
Dabei orientiert sich der Sachbearbeiter zum einen an deiner beruflichen Qualifikation (z. B. abgeschlossene Ausbildung, Meisterausbildung, Hochschulabschluss), zum anderen an der Beschäftigung, auf die sich die Vermittlungsbemühungen der Arbeitsagentur erstrecken. Das bedeutet also: Das Gehaltsniveau von Stellen, die dir vorgeschlagen werden, ist ausschlaggebend für die Höhe deines Arbeitslosengelds. Daneben spielen noch weitere Faktoren, wie deine Steuerklasse oder Kinder, eine Rolle. Du erhältst 60 Prozent dieser fiktiven Einkünfte als Arbeitslosengeld. Auf 67 Prozent steigt die Entgeltersatzleistung an, wenn du mindestens ein Kind hast.
Wie lange du Arbeitslosengeld beziehen kannst, hängt davon ab, wie lange du in den fünf Jahren vor Eintritt der Arbeitslosigkeit versichert warst:
Versicherung für … | Arbeitslosengeld für … |
---|---|
12 Monate | 6 Monate |
16 Monate | 8 Monate |
20 Monate | 10 Monate |
24 Monate | 12 Monate |
30 Monate | 15 Monate |
36 Monate | 18 Monate |
48 Monate | 24 Monate |
Für die Stufen ab 30 Monaten musst du jeweils ein bestimmtes Mindestalter erreicht haben.
Private Alternativen zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Besonders in den Anfangsjahren entscheiden sich Gründer gerne für die freiwillige Arbeitslosenversicherung. Bedenke dabei, dass du für mindestens fünf Jahre an diese Entscheidung gebunden bist – erst dann ist erstmalig die Kündigung möglich. Wäge am besten schon im Vorfeld die Alternativen ab. Leider gibt es keine private Versicherungsmöglichkeit für Selbstständige. Eine private Arbeitslosenversicherung abzuschließen, ist daher nicht möglich. Viele Selbstständige verlegen sich deshalb eher darauf, andere Risiken abzusichern, die häufig zur Erwerbslosigkeit führen. Dazu gehören etwa eine gute Krankenversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Beiträge zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung mit sevdesk Buchhaltungssoftware verbuchen
Deine Beiträge zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung sind eine private Ausgabe und somit steuerlich nicht als Betriebsausgaben abziehbar. Allerdings handelt es sich um eine private Auslage, die du als Gehaltsbestandteil von vornherein mit einkalkulieren solltest. Dabei hilft dir die sevdesk Buchhaltungssoftware. Damit erfasst du all deine Buchungen übersichtlich sowie auf Knopfdruck und behältst deine Finanzen immer im Griff. Teste jetzt die sevdesk Buchhaltungssoftware kostenlos. Finde heraus, wie einfach es sein kann, den Überblick zu haben.
Zusammenfassung zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Die freiwillige Arbeitslosenversicherung ist als Antragspflichtversicherung eine sinnvolle Ergänzung für dich, wenn du Angst vor den finanziellen Folgen einer Erwerbslosigkeit hast. Du zahlst dafür monatlich nur einen vergleichsweise geringen Betrag ein und erhältst dadurch, je nach Versicherungsdauer, bis zu 24 Monate Arbeitslosengeld. Möchtest du diese Versicherungsmöglichkeit nutzen, musst du allerdings schnell sein. Du kannst den Antrag nur innerhalb von drei Monaten ab deiner Gewerbeanmeldung stellen.
Häufig gestellte Fragen zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung
Grundsätzlich können sich alle erwerbstätigen Selbstständigen und Gründer freiwillig in der Arbeitslosenversicherung versichern, die zuvor eine versicherungspflichtige Beschäftigung ausgeübt haben und innerhalb von drei Monaten nach Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit einen Antrag stellen.
Das Arbeitslosengeld für Selbstständige orientiert sich an einem fiktiven Einkommen, das abhängig von der Qualifikation und der vorher ausgeübten Tätigkeit ermittelt wird. Auch deine Steuerklasse und Kinder werden berücksichtigt. Das Arbeitslosengeld entspricht etwa 60 Prozent des fiktiven Nettoentgelts (67 Prozent bei mindestens einem Kind).
Die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes richtet sich nach der Dauer der Einzahlungen in die Arbeitslosenversicherung. Bei mindestens zwölf Monaten Einzahlung beträgt die Bezugsdauer sechs Monate.
Wenn du die Beiträge nicht mehr zahlen kannst, erlischt dein Versicherungsschutz. Es ist wichtig, die Beitragszahlung rechtzeitig und regelmäßig zu leisten, um den Anspruch auf Arbeitslosengeld zu erhalten.
Ein nachträglicher Beitritt zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung ist grundsätzlich nicht möglich. Der Antrag muss innerhalb von drei Monaten nach Aufnahme der selbstständigen Erwerbstätigkeit gestellt werden.
Die freiwillige Arbeitslosenversicherung bietet Gründern eine Absicherung gegen das Risiko der Arbeitslosigkeit, was insbesondere in den ersten Jahren der Selbstständigkeit eine wichtige Sicherheitsmaßnahme darstellen kann.
Der Antrag auf freiwillige Arbeitslosenversicherung kann bei der Bundesagentur für Arbeit gestellt werden. Hierfür müssen entsprechende Nachweise über die Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit sowie frühere versicherungspflichtige Beschäftigungen vorgelegt werden.