Ein Jahr FAIT - Interview mit Alexander C. Schüffner
Seit einem Jahr gibt es die „Fortbildung zum/zur „Fachassistenten Digitalisierung und IT-Prozesse“, kurz FAIT. Zwar werde das Angebot gut angenommen, aber dies reiche noch nicht, um den Fachkräftemangel zu beheben, wie Alexander C. Schüffner, Präsidialmitglied der Bundessteuerberaterkammer, erklärt.
sevdesk: (sD): Wie hat sich diese Fortbildung in Ihren Augen entwickelt? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Alexander C. Schüffner (ACS): Unsere Erwartungen haben sich definitiv erfüllt, denn das Interesse ist sowohl beim Berufsstand als auch bei den Mitarbeitern groß. Von Anfang an wurde die Fortbildung gut angenommen und es gab zahlreiche Nachfragen bei der BStBK zu Umfang, Kosten und Dauer der Kurse.
sD: Wie viele Steuerfachangestellte gibt es eigentlich, bzw. wie viele potenzielle Teilnehmer sind es ungefähr in Deutschland?
ACS: Die genaue Zahl an potenziellen FAIT lässt sich nur schwer ermitteln.
Bundesweit gibt es aktuell über 17.000 Auszubildende zum Steuerfachangestellten, damit liegen wir seit Jahren im Ausbildungsranking des Bundesinstituts für Berufsbildung unter den TOP 25. Ein sehr guter Wert.
Aber die Fortbildung ist ja nicht nur auf IT-affine Steuerfachangestellte ausgelegt. Sie richtet sich auch an Hochschulabsolventen eines mindestens dreijährigen betriebswirtschaftlichen Studiums, die mindestens ein Jahr Erfahrung auf dem Gebiet des Steuer- und Rechnungswesens vorweisen können. Auch Personen mit gleichwertiger Berufsausbildung und zwei Jahren praktischer Tätigkeit auf dem Gebiet des Steuer- und Rechnungswesens können sich zur Prüfung anmelden. Aber auch Interessenten ohne entsprechende Berufsausbildung und mit drei Jahren praktischer Tätigkeit auf dem Gebiet des Steuer- und Rechnungswesens sind willkommen.
Grundsätzlich bilden steuerrechtliche Kenntnisse eine wichtige Basis für die Fortbildung zum FAIT. Im Umkehrschluss ist es für einen reinen IT-Spezialisten sehr schwer, sich mit den erforderlichen steuerrechtlichen Qualifikationen weiterzubilden, um als FAIT eingesetzt zu werden. Aber auch dies ist möglich. Die Bandbreite an potenziellen Kandidaten ist also groß.
sD: Wie viele Teilnehmer haben die Vorbereitungskurse absolviert bei der StB Kammer Berlin, beziehungsweise bundesweit?
ACS: Die Steuerberaterkammern selbst bieten keine Vorbereitungskurse an, daher liegen uns auch keine konkreten Zahlen vor. Nichtsdestotrotz stehen wir natürlich im engen Austausch mit den Kursanbietern und bekommen so ein Gefühl für die Nachfrage bei den Vorbereitungskursen. Die ist weiterhin hoch.
sD: Wäre durch eine „perfekte“ Fortbildung das Digitalisierungsproblem, bzw. der Fachkräftemangel der Kanzleien gelöst? Wenn nicht, was bräuchte es noch gesellschaftlich, politisch, bildungspolitisch?
ACS: Meiner Meinung nach ist die Digitalisierung kein Problem, sondern eine Chance, die im steuerberatenden Beruf so manche Tätigkeit erleichtert. Um das Potenzial der Digitalisierung richtig ausschöpfen zu können, bereiten wir die Mitarbeiter mit dem FAIT auf digitale Prozesse vor. Ein weiterer wichtiger Baustein in puncto Digitalisierung ist die Neuordnung der Steuerfachangestelltenausbildung. Wir sind überzeugt, dass die neue Ausbildungsordnung ein zentraler Beitrag ist, um in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels die Berufsausbildung der Steuerfachangestellten praxisgerecht zu gestalten und interessierte junge Menschen von der Attraktivität des Berufsbildes zu überzeugen.
Aber klar ist, eine „perfekte“ Fortbildung oder Ausbildung alleine kann den Fachkräftemangel nicht beheben. Hier müssen viele Zahnräder ineinander greifen.
sD: Die Ausbildungsverordnung wird sich im Sommer ändern, wie greift das strategisch mit dieser und den anderen Fortbildungen ineinander?
ACS: Wer auch morgen noch ausbilden und sich bei den Digital Natives als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchte, muss mit der Zeit gehen. Genau das haben wir mit der Neuordnung getan. Sie bedeutet vor allem, dass inhaltlich kommunikative Fähigkeiten und digitale Verfahrensabläufe bei der Ausbildung stärker im Fokus stehen. Damit bilden wir zeitgemäß aus. Die Auszubildenden lernen bspw., digitale Geschäftsprozesse umzusetzen. Das geht strategisch Hand in Hand mit dem FAIT. Wir wappnen so die Mitarbeiter in den Steuerberaterkanzleien für digitale Veränderungen im Alltag. Denn in Zukunft gilt es in Steuerberaterkanzleien, Prozesse und Schnittstellen verstärkt zu optimieren und neu zu denken. Gut aufgestellt sind alle Steuerberater mit qualifizierten Mitarbeitern, die digitale Prozesse schnell verstehen.
sD: Welche Rolle spielt die Digitalisierung insgesamt? Also: Wenn alles automatisiert wird durch Softwareanbieter, braucht man dann überhaupt noch StB-Fachangestellte oder Buchhalter? Das ist ja auch eine Befürchtung derjenigen, die jetzt überlegen, diesen Beruf zu ergreifen….
ACS: Die Digitalisierung spielt wie in zahlreichen anderen Berufen eine große Rolle. Digitale Prozesse ziehen sich wie ein roter Faden durch unseren Kanzleialltag. Steuerrecht und IT werden immer weiter miteinander verzahnt und Standardisierung sowie Automatisierung vorangetrieben. Daraus lässt sich neben dem bestehenden Alltagsgeschäft und den vereinbarten Tätigkeiten die Digitalisierung als zentrales Standbein für die Zukunft ableiten. Mit der Neuordnung der Steuerfachangestelltenausbildung sind die Mitarbeiter ideal hierauf vorbereitet und können die Potentiale nutzen. Wir arbeiten mit der Digitalisierung anstatt gegen sie. Die Befürchtungen kann ich daher nicht nachvollziehen.
sD: Vielen Dank für das Gespräch.
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