gGmbH gründen: Vorteile, Ablauf und Steuern im Überblick

Social Startups liegen voll im Trend. Möchtest auch du ein Unternehmen gründen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben? Ob Wissenschaft, Jugendhilfe oder Hospiz, es gibt unzählige Möglichkeiten, sich einzubringen. Damit du neben deinem Engagement nicht auch noch steuerlich stark belastet wirst, gibt es die steuerbegünstigte gemeinnützige GmbH. Hier erfährst du, wie du Schritt für Schritt eine gGmbH gründen kannst, für wen sich die Rechtsform eignet und was du zum Gesellschaftsvertrag wissen musst.
Definition: Was ist eine gGmbH?
Die gGmbH, kurz für „gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, ist die Schwester der GmbH, die speziell für gemeinnützige Projekte geschaffen wurde. Sie verfolgt einen gemeinnützigen, wohltätigen oder kirchlichen Zweck und arbeitet nicht gewinnorientiert. Solange du mit deiner gGmbH die Anforderungen des Gemeinnützigkeitsrechts erfüllst, zahlst du deutlich weniger Steuern als anderen Gesellschaftsformen. Die wichtigsten Merkmale der gGmbH im Überblick:
- gemeinnütziger, wohltätiger oder kirchlicher Geschäftszweck
- steuerliche Begünstigung
- Verwendung des Gewinns ausschließlich für den gemeinnützigen Zweck
- Mindeststammkapital wie bei der GmbH 25.000 Euro
- beschränkte Haftung auf das Gesellschaftsvermögen
- notarielle Beurkundung des Gesellschaftsvertrags notwendig
Gemeinnütziger Geschäftszweck als Voraussetzung der gGmbH
Damit du tatsächlich von den steuerlichen Vergünstigungen der gGmbH profitierst, muss dir das Finanzamt die Gemeinnützigkeit bestätigen. Es gibt drei Arten von Geschäftstätigkeiten, die im Gemeinnützigkeitsrecht anerkannt werden (§ 52 bis 54 Abgabenordnung):
- gemeinnütziger Geschäftszweck: Du setzt dich für die Allgemeinheit ein (nicht nur für vereinzelte Personen oder Gruppen) und förderst sie etwa auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet.
Beispiele: Jugend- und Altenhilfe, Kunst und Kultur, Tierschutz, Kriminalprävention - mildtätiger Geschäftszweck: Du schützt mit deinem Unternehmen Personen, die wegen körperlicher, geistiger oder seelischer Gründe Hilfe brauchen.
Beispiele: Kinderbetreuung, Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Behinderung - kirchlicher Geschäftszweck: Du schützt eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Religionsgemeinschaft.
Entscheidend ist dabei, dass jeder verdiente Euro in dein gemeinnütziges Projekt fließt – und nicht entnommen oder für verschiedenste Projekte querbeet genutzt wird. Außerdem musst du deinen Gewinn zeitnah in deinen Unternehmenszweck stecken und darfst die Einnahmen nicht etwa zinsbringend anlegen oder dir hohe Gehälter auszahlen.
Für wen eignet sich die Gründung einer gGmbh?
Eine gGmbH ist für dich sinnvoll, wenn du diese drei Voraussetzungen erfüllst:
- Du verfolgst mit deinem Unternehmensgegenstand einen gemeinnützigen Zweck im Sinne der Abgabenordnung.
- Du wünschst dir eine Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen.
- Dein Unternehmen ist ausreichend mit finanziellen Mitteln ausgestattet, sodass du zum Zeitpunkt der Gründung wenigstens die Hälfte des Mindestkapitals einzahlen kannst.
Vor- und Nachteile der gGmbH auf einen Blick
Eine gGmbH zu gründen kann für gemeinnützige Startups eine spannende Option sein. Allerdings bringt das Gemeinnützigkeitsrecht die eine oder andere Hürde mit sich. Unser Überblick zeigt dir, welche Vor- und Nachteile du in deine Entscheidung einbeziehen solltest:
Gemeinnützige GmbH gründen: Schritt für Schritt
Du willst eine gGmbH gründen, um deine wohltätigen Projekte auf einer zuverlässigen Basis abzuwickeln? Wir führen dich durch alle Schritte des Gründungsprozesses und helfen dir, deine Vision mit Plan zu verwirklichen.
Voraussetzungen für die gGmbH prüfen
Bevor du mit der Gründung deiner gGmbH beginnst, solltest du zunächst prüfen, ob du alle Voraussetzungen erfüllst.Insbesondere stehen diese Punkte auf dem Prüfstand:
- gemeinnütziger Unternehmenszweck, der in der Satzung festgeschrieben wird
- Stammkapital von mindestens 25.000 Euro (wenigstens die Hälfte davon ist im Gründungsprozess auf das Geschäftskonto einzuzahlen)
- Abschluss eines Gesellschaftsvertrags
- notarielle Beurkundung des Gesellschaftsvertrags
Businessplan schreiben & Finanzierung klären
Ein Businessplan dient während des Gründungsprozesses und auch danach noch als wichtiger Leitfaden für die strategische Ausrichtung deines Unternehmens. Du setzt dich darin intensiv mit deinem Unternehmen auseinander. Wichtige Inhalte sind etwa:
- Beschreibung des Unternehmensgegenstands oder der Geschäftsidee
- Zielgruppe
- Marktanalyse
- Organisationsstruktur der gGmbH
- Finanzplanung
- Marketing- und Vertriebsstrategien
- Risikoanalyse
In diesem Rahmen solltest du unbedingt die Finanzierung deiner gemeinnützigen GmbH klären. Zu Beginn deines Unternehmens solltest du wenigstens das geforderte Mindestkapital aufbringen und die Gründungskosten abdecken. Langfristig brauchst du aber sicherlich noch weitere finanzielle Mittel, um deinen Geschäftszweck zu erreichen. Der Businessplan ist ein wichtiges Instrument, um Investoren zu überzeugen und Fördermittel zu beantragen. Worauf du dabei achten musst, erfährst du in unserem Ratgeber zum Businessplan.
Gesellschaftsvertrag aufsetzen und notariell beurkunden lassen
Für die Gründung einer gGmbH ist ein Gesellschaftsvertrag zwingend erforderlich. Diese sogenannte Satzung ist die rechtliche Grundlage deines Unternehmens und regelt die wichtigsten Aspekte bezüglich:
- Name und Sitz des Unternehmens
- Beschreibung des gemeinnützigen Unternehmensgegenstands
- Stammkapital
- Aufteilung der Geschäftsanteile unter den Gesellschaftern
- Regelungen über Geschäftsführung und Vertretung
- Verfahren zur Beschlussfassung der Gesellschafter
- Bestimmungen zur Verteilung von Gewinnen und Verlusten
- Regelungen zur Auflösung der Gesellschaft
Du musst den Gesellschaftsvertrag zwingend von einem Notar beurkunden lassen. Zur Beurkundung müssen alle Gesellschafter erscheinen und den Vertrag unterschreiben. Du kannst es dir aber auch etwas leichter machen: In der Anlage 1 zu § 60 Abgabenordnung hat der Gesetzgeber eine Mustersatzung hinterlegt. An dieser Mustersatzung kannst du dich orientieren, wenn du die Gründungsunterlagen vorbereitest.
Tipp: Bist du noch unsicher, wie der passende Name für dein Unternehmen aussehen könnte? Nutze den kostenlosen Firmennamen-Generator von sevdesk. Du gibst einfach nur wenige Schlagworte ein und schon bekommst du bis zu 20 Namensvorschläge, die du mit dem Rechtsformzusatz kombinieren kannst. Übrigens darf der Rechtsformzusatz gGmbH nicht verwendet werden – nur GmbH ist zulässig.
Geschäftskonto eröffnen und Stammkapital einzahlen
Bevor du deine gGmbH gründen kannst, musst du ein Firmenkonto eröffnen. Zum Zeitpunkt der Gründung des Geschäftsbetriebs musst du wenigstens die Hälfte des Stammkapitals, also 12.500 Euro, auf das Geschäftskonto einzahlen. Die restlichen 12.500 Euro Mindestkapital musst du allerdings zeitnah auf das Firmenkonto überweisen. Ansonsten haftest du als Gesellschafter für die noch nicht eingezahlte Differenz persönlich mit deinem Privatvermögen.
Gemeinnützigkeit vom Finanzamt prüfen lassen
Ob du die im Gemeinnützigkeitsrecht verankerten Steuervergünstigungen bekommst, hängt davon ab, ob dir der Gemeinnützigkeitsstatus verliehen wird. Zuständig ist dafür das Finanzamt. Reiche deinen Gesellschaftsvertrag beim zuständigen Finanzamt ein. Dieses prüft den Unternehmensgegenstand und verleiht für ein Jahr den begehrten Status. Das Finanzamt überprüft jedes Jahr erneut, ob du noch einen Anspruch auf die Steuerersparnis hast.
Unternehmen ins Transparenz- und Handelsregister eintragen
Die gGmbH entsteht, sobald du sie in das Handelsregister eintragen lässt. Dafür ist erneut der Weg zum Notar nötig – er kann die Anmeldung im Handelsregister in die Wege leiten. Die Anmeldung im Transparenzregister kannst du hingegen selber vornehmen. Wie das genau funktioniert, erfährst du in unserem Ratgeber zum Transparenzregister.
Gewerbeanmeldung
Die Gewerbeanmeldung ist eine weitere unverzichtbare Gründungsformalität. Um deine gGmbH zu gründen, musst du beim Gewerbeamt vor Ort das Formular für die Gewerbeanmeldung ausfüllen und einreichen. Anschließend bekommst du den Gewerbeschein. Außerdem informiert das Gewerbeamt weitere Stellen, die von dem neu gegründeten Unternehmen wissen müssen, etwa die IHK oder die Berufsgenossenschaft. Wie du richtig vorgehst, erfährst du in unserem Ratgeber zur Gewerbeanmeldung.
Tipp: Du möchtest eine gGmbH gründen, ohne durch unzählige Termine hetzen zu müssen? Nutze die Online-Gewerbeanmeldung von sevdesk und erstelle deine Gründungsunterlagen für das Gewerbeamt bequem vom Schreibtisch aus.
gGmbH gründen durch eine Umstrukturierung eines Vereins oder Verbands
Viele Gründer verfolgen ihre selbstlose Geschäftsidee zunächst in Form eines Vereins. Diese Rechtsform kann allerdings Nachteile haben, etwa durch mangelnde Flexibilität oder ein weniger positives Ansehen in der Wirtschaft. Deshalb entscheiden sich viele Vereinsvorstände früher oder später für eine Umstrukturierung eines Vereins oder Verbands in eine gGmbH.
Allerdings ist diese Umstrukturierung mit einem gewissen Aufwand verbunden. Insbesondere sind diese Schritte erforderlich:
- Schritt: in der Mitgliederversammlung über die Umstrukturierung in eine gemeinnützige GmbH abstimmen
- Schritt: in der Mitgliederversammlung eine Änderung der Satzung beschließen
- Schritt: notarielle Beurkundung der Satzungsänderung
Alle weiteren Schritte, wie die Erstellung eines Gesellschaftsvertrags und die Eintragung im Handelsregister, sind identisch mit den eben beschriebenen Schritten bei der Gründung der gGmbH.
Mit diesen Kosten musst du bei der gGmbH-Gründung rechnen
Die Gründungskosten für die Rechtsform sind mit denen der GmbH recht gut vergleichbar. Zum einen musst du die Stammeinlage von 25.000 Euro leisten – wobei dies genau genommen keine Ausgabe ist, denn die Stammeinlage steht dem Unternehmen anschließend zur Verfügung.
Zum anderen fallen für die Gründung einige Kosten an, insbesondere für die Erstellung des Gesellschaftsvertrags (Beratung oder Rechtsanwalt), für die notarielle Beurkundung und Eintragung ins Handelsregister. Rechne für die erforderlichen Formalitäten mit Gründungskosten von etwa 900 bis 1.600 Euro.
Steuervorteile bei der gGmbH
Bei erwiesener Selbstlosigkeit und Gemeinnützigkeit deiner Geschäftsidee kannst du eine gGmbH gründen. Dadurch erhältst du einige Steuervorteile:
- Befreiung von der Körperschaftssteuer
- Befreiung von der Gewerbesteuer
- teilweise Vergünstigungen bei der Umsatzsteuer
- Ausstellung von Spendenbescheinigungen möglich
- teilweise Befreiung von der Grundsteuer
So kannst du die finanziellen Mittel deines Geschäftsbetriebs optimal für den gemeinnützigen Zweck einsetzen.
Buchführungspflicht in der gemeinnützigen GmbH
Genauso wie die Gesellschafter einer normalen GmbH bist du als Gesellschafter einer gGmbH zur Buchführung und Bilanzierung verpflichtet. Dementsprechend treffen dich zahlreiche Verpflichtungen in diesem Bereich:
- ordnungsmäßige Buchführung gemäß GoBD
- Erstellung einer Eröffnungsbilanz
- Erstellung eines Jahresabschlusses mit Bilanz und GuV sowie ggf. Anhang
- je nach Unternehmensgröße Publizitätspflichten
Wir empfehlen dir, dich schon frühzeitig mit deiner Buchhaltung auseinanderzusetzen. Wenn du von vornherein alles auf eine professionelle Basis stellst, ist die Buchführung nämlich gar nicht so schwierig. Nutze dazu am besten die Buchhaltungssoftware von sevdesk. So hast du von der ersten Minute an alles voll im Griff.
Alternativen zur gGmbH: Welche Rechtsform passt?
Bei ausreichender Kapitalausstattung ist eine gGmbH fast immer eine gute Idee. Dennoch solltest du prüfen, ob eine andere Rechtsform vielleicht besser zu deiner Geschäftsidee passt. Zur gemeinnützigen GmbH gibt es nämlich einige interessante Alternativen:
Unterschied zur gUG
Die gUG und die gGmbH unterschieden sich vorwiegend in der Höhe der benötigten Stammeinlage. Für die gGmbH musst du ein Mindeststammkapital von 25.000 Euro aufbringen. Eine gUG kannst du hingegen bereits ab 1 Euro Startkapital gründen. Du musst allerdings nach der Gründung jedes Jahr 25 Prozent deines Gewinns in eine Rücklage einzahlen, bis die 25.000 Euro Stammkapital erreicht sind. Auch der Verwaltungsaufwand ist bei der gUG etwas geringer als bei der gGmbH. Mehr Informationen dazu findest du in unserem Ratgeber zur Gründung einer gUG.
Unterschied zum gemeinnützigen Verein
Der gemeinnützige Verein und die gGmbH unterscheiden sich deutlich in ihrer rechtlichen Struktur und den Gründungsschritten. Eine gGmbH ist eine Kapitalgesellschaft mit den entsprechenden Gründungsformalitäten. Ein gemeinnütziger Verein ist hingegen eine Körperschaft des privaten Rechts, für dessen Gründung du mindestens sieben Mitglieder brauchst. Sie verabschieden eine Satzung. Der Verein wird beim Amtsgericht eingetragen und durch die Mitglieder – vertreten durch den Vorstand – selbst geführt.
Die gGmbH ist die richtige Wahl, wenn eine solide finanzielle Basis und eine professionelle Geschäftsführung erforderlich sind. Möchtest du hingegen die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und planst ein eher überschaubares Projekt, könnte ein gemeinnütziger Verein eine sinnvolle Alternative sein.
Unterschied zu GmbH & UG
Die gGmbH unterscheidet sich von der normalen GmbH und der UG in mehreren Aspekten: Der wichtigste Unterschied liegt in der Gemeinnützigkeit und Selbstlosigkeit – und den damit verbundenen Steuervorteilen. Diese kannst du mit einer GmbH oder UG nicht in Anspruch nehmen, selbst wenn dein Geschäftszweck die Voraussetzungen des Gemeinnützigkeitsrechts erfüllen würde. Ansonsten ist die GmbH der gGmbH sehr ähnlich.
Bei der UG gibt es einige Unterschiede, die jedoch ähnlich wie bei der gUG vor allem in dem deutlich niedrigeren Stammkapital und der Pflicht zur Rücklagenbildung liegen. Mehr dazu erfährst du in unseren Ratgebern zur GmbH und UG. Oder du liest gleich mehr über die Unterschiede zwischen GmbH und UG.
Zusammenfassung zur Gründung einer gGmbH
Die gGmbH ist eine haftungsbeschränkte Rechtsform, die sich an die GmbH anlehnt. Um sie nutzen zu können, musst du allerdings einen selbstlosen, gemeinnützigen Geschäftszweck verfolgen. Im Gegenzug profitierst du von einer Steuerersparnis bei Körperschafts- und Gewerbesteuer. Ein weiterer Vorteil der gGmbH: Dank der Haftungsbeschränkung der Rechtsform ist dein Privatvermögen vor Zugriffen von Gläubigern geschützt.