10 Zeichen, dass du eine schlechte Work-Life-Balance hast
Der Begriff Work-Life-Balance ist schwer in Mode, doch was versteckt sich eigentlich hinter diesem Anglizismus? Mit diesem Artikel wollen wir nicht nur beleuchten, was mit dieser Balance gemeint ist, sondern auch, welche Folgen es hat, wenn dieses Gleichgewicht bei dir nicht vorliegt. Welche Anzeichen gibt es und was kannst du dagegen tun?
Definition: Was bedeutet Work-Life-Balance?
„Work“ bedeutet „Arbeit“ und „Life“ bedeutet „Leben“. Die Balance zwischen den beiden steht also für den Ausgleich deines privaten und beruflichen Lebens.
Was versteht man unter diesem Ausgleich?
Wenn Beruf und Privates ausgeglichen sind, hat man eine gute Lebensqualität, sagen die Experten. Genaugenommen besagt diese Balance, dass weder der Beruf noch das Privatleben zu kurz kommen dürfen. Das hängt aber nicht von der genauen zeitlichen Aufteilung ab, sondern davon, ob das Verhältnis zwischen den beiden ausgewogen ist.
Auf die Einstellung kommt es an
Der Eindruck der Ausgewogenheit ist leider immer subjektiv und das kommt auch daher, dass jeder Mensch andere Vorlieben hat. Wenn du deiner Arbeit nur deshalb nachgehst, damit die Miete reinkommt und etwas zu Essen auf dem Tisch steht, empfindest du schon die morgendliche Anfahrt als puren Stress. Wenn du jedoch gerne arbeitest, startest du jeden Tag voller Elan und findest es fast schon bedauerlich, wenn du abends nach Hause gehen darfst. Dafür findest du es vielleicht schlimmer, deine Wohnung zu putzen, Wäsche zu machen oder zu kochen.
Beeinträchtigungen der Balance – die Folgen
Es gibt mehrere Faktoren, die deine Lebensqualität und den notwendigen Ausgleich beeinträchtigen. Auch diese hängen teilweise von deinem persönlichen Empfinden ab. Die Hauptgründe sind jedoch:
- die heutzutage vielgepriesene, aber leider kontraproduktive ständige Erreichbarkeit,
- der hohe Stressfaktor, der durch die Arbeitsbelastung, große Verantwortung und den hohen Erfolgsdruck entstehen.
- oder durch eine meist zusätzliche fachliche oder auch organisatorische Überforderung durch unpassende Aufgaben.
Kurzfristig kommt all das immer wieder vor, so flexibel muss man bei der Arbeit einfach sein. Wenn der Druck allerdings dauerhaft anhält, kann er zu massiven gesundheitlichen Problemen von Burnout bis zum Herzinfarkt führen. Kommt das Privatleben zu kurz, sind eine soziale Isolation oder Beeinträchtigungen deiner Beziehung zu befürchten.
Nur wenn beide Lebensbereiche die notwendige Zuwendung erhalten, fühlst du dich ausgeglichen, glücklich und zufrieden!
10 Zeichen, dass du eine schlechte Work-Life-Balance hast
Es ist also wahnsinnig wichtig, dass du die Anzeichen rechtzeitig erkennst und schnell gegensteuerst. Nach Schätzungen der WHO werden Depressionen bis 2030 die am stärksten belastende Krankheit für uns sein!
Wie erkennst du also, dass du aus dem Gleichgewicht geraten bist? Dein Stresslevel besteht aus deinem emotionalen, psychischen und körperlichen Stress, der teilweise von außen kommt und teilweise durch deine eigene Einstellung verursacht wird. Auch wenn jeder von uns sie in einer anderen Reihenfolge bemerkt, kommen besonders die folgenden 10 Anzeichen häufig vor:
1. Du bist vergesslicher als sonst
Wo sind nur die Autoschlüssel hin? Habe ich mein Handy eingesteckt? Und wo ist eigentlich meine Sonnenbrille? Unkonzentriert zu sein, kann immer mal passieren, wenn man zu viele Dinge im Kopf hat. Daher wird der immer häufiger werdenden Vergesslichkeit oft keine große Beachtung geschenkt. Das könnten allerdings erste Anzeichen dafür sein, dass dein Leben aus dem Gleichgewicht gerät.
2. Du bist schnell überfordert
Das Telefon klingelt und gleichzeitig kommt ein Kollege oder der Chef herein und hat Unterlagen in der Hand? Jetzt ploppt auch noch eine E-Mail auf, die sofort bearbeitet werden muss? Für einen ausgeglichenen Menschen kein Problem. Für gefährdete, die bereits im Ungleichgewicht sind, aber schon. Bereits jetzt stellt sich nämlich eine Überforderung ein. Wenn Prioritäten setzen und ruhig bleiben immer schwieriger wird, dann stimmt etwas nicht!
3. Du hast zunehmend gesundheitliche Probleme
Du bist laufend erkältet und nimmst jede Grippe mit? Das ist ein Anzeichen dafür, dass dein Immunsystem nicht mehr gut arbeitet. Und das wiederum ist auf deinen Stress zurückzuführen. Wenn du häufiger krank als gesund bist, brauchst du dringend Ruhe und musst kürzertreten!
4. Deine Leistung bei der Arbeit verschlechtert sich
Du bist unkonzentriert und fühlst dich sofort überfordert, wenn zwei Dinge gleichzeitig anstehen? Zugleich fühlst du dich möglicherweise auch noch krank, weil du schon zum dritten Mal in einem Vierteljahr Husten und Schnupfen hast … dann wird ganz automatisch auch deine Arbeitsleistung schlecht. Und das fällt nicht nur deinen Kollegen sondern auch deinem Chef auf.
5. Du verspürst zunehmend mehr Druck
Wenn du trotz der Beeinträchtigungen, die wir unter Punkt 4 genannt haben, noch zur Arbeit kommst, ist der Leistungsdruck viel höher, da du gegen all diese Dinge ankämpfen musst, um überhaupt etwas auf die Reihe zu bekommen. Das zehrt enorm an deinen Kräften und wird dich gedanklich auch nach Arbeitsende noch beschäftigen. Damit nimmst du den Druck sogar noch mit nach Hause oder in den Schlaf.
6. Du hast Schlafprobleme
Schlaf ist ein gutes Stichwort. Wenn du Abends erschöpft ins Bett fällst, kannst du vermutlich nicht einschlafen, weil dir zu viele Dinge durch den Kopf gehen. Ohne Schlaf kann dein Körper sich jedoch nicht regenerieren, was deinen Erschöpfungszustand nur noch verschlimmert. Und meist ist es so, dass du, falls du in einen kurzen Dämmerzustand fallen kannst, auch noch Albträume bekommst.
7. Du quälst dich morgens aus dem Bett
Damit geht der Teufelskreis direkt weiter. Denn wenn du nicht einmal schlafen kannst, fühlst du dich morgens nicht fit genug, um in den nächsten Tag zu starten. Starke Übermüdung fühlt sich an wie ein Kater nach einer durchzechten Nacht. Und in diesem Zustand hast du keine gesteigerte Lust und auch kaum die Fähigkeit, dich aus dem Bett zu schwingen.
8. Du hast keine Lust auf soziale Kontakte
Geschwächt, unausgeschlafen, kränklich, all das macht dich gereizt und launisch. Jedes Geräusch ist dir zu viel. Tagsüber kannst du nicht viel dagegen tun, musst Kunden, Kollegen und Vorgesetzte dulden, aber sie alle lenken dich davon ab, dich zu entspannen. Abends hast du dann auch keine Lust, dich mit anderen zu treffen. Noch mehr Menschen um dich herum? Das war dir tagsüber schon zu viel. Daher ziehst du dich immer mehr zurück.
9. Du fühlst dich kraftlos und erschöpft
Bei all den genannten Dinge, die bei dir jetzt schon zusammengekommen sind, fühlst du dich komplett ausgelaugt. Du bist nicht nur körperlich sondern auch geistig am Ende. Du kannst nicht mehr und willst nicht mehr. Bei vielen Menschen stellen sich hier schwere Depressionen ein.
10. Du hast das Gefühl, dass alles sinnlos ist
Der ständige Kampf, bei der Arbeit und im Privatleben alles am Laufen zu halten, obwohl du die Gesamtsituation zunehmend unerträglich findest, ist zermürbend. Am Ende stellt sich meist der Gedanke ein, dass das alles sinnlos ist. Jetzt können im Extremfall zu Depressionen und Burnout noch Suizidgedanken dazu kommen.
Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass du ganz genau auf dich achtest und rechtzeitig umdenkst!
5 Tipps und Übungen für eine ausgeglichene Work-Life Balance
Jeder Betroffene ist auf einer anderen Stufe und hat mehr oder weniger Symptome an sich erkannt. Daher helfen jedem andere Tipps. Die wichtigsten haben wir hier zusammengestellt.
1. Eine Analyse – Was ist dein persönlicher Ausgleich?
Sei dir zunächst darüber im Klaren, dass das einzige „Geheimnis“ des Ausgleichs darin liegt, die richtige Mischung aus Beruf und Privatleben zu finden. Und die ist subjektiv. Wichtig ist, dass du nicht nur die Arbeit und dein Zuhause in deinen Plänen berücksichtigst, sondern auch deine Freunde und dein soziales Umfeld sowie dich selbst und deine Wünsche und Träume. Diese vier Bereiche nehmen eine unterschiedlich bewertete Wichtigkeit für dich ein, die du bewerten musst und auf die du deine Aufmerksamkeit aufteilen musst.
Wichtige Persönlichkeiten schaffen es beispielsweise, nicht ihre Leistungen und ihre Karriere auf Kosten der Familie oder ihrer Beziehung durchzuboxen. Stattdessen widmen sie sich ihrem Lebenswerk und beziehen ihre Kraft dafür aus ihren Freunden oder ihrer Beziehung. Sei also authentisch und verknüpfe alle Bereiche, die dir wichtig sind, nach deiner Wertigkeit.
2. Perfektes Zeitmanagement
Wenn dir klar ist, welche Dinge dir wichtig sind, musst du sie entsprechend in deinen Tagesplan unterbringen. Dazu gibt es verschiedene empfohlene Methoden und es hängt dir von ab, ob du mit einer To-do-Liste oder einem Kalender oder einer speziellen Zeitmanagementmethode arbeitest. Wichtig ist dabei nur, dass du große Zeitfresser wie Überstunden minimierst.
Stell dir auch die Frage, ob du nicht deinen Job wechseln möchtest, um mehr Lebensfreude zu bekommen. Dazu gehört es auch, dass du dich nicht laufend ablenken lässt (beispielsweise von deinem Smartphone) und deine beruflichen und privaten Termine gleichmäßig verteilst. Die Arbeit sollte nicht immer den Vorrang bekommen!
3. Zeit für dich selbst
Vernachlässige nicht dich selbst als Person. Du musst deine Zeit nicht nur an andere verteilen, sondern sie dir selbst zur Erholung gönnen. Und wenn du dich nur in Ruhe zurückziehst und ein Buch liest oder ein Computerspiel zockst. Es ist alles erlaubt, was dir gefällt und dich entstresst.
4. Die Rolle von Bewegung und Ernährung
Sport klingt nach Pflichtprogramm und lässt sich in einem vollen Terminplan meist nur schwer unterbringen. Wer unsportlich ist, legt ohnehin überhaupt keinen Wert darauf, sich bei all dem Stress auch noch die Zeit zu nehmen, um ins Fitnessstudio zu gehen. Doch es ist so, dass dein gesunder Ausgleich nicht nur Entspannung, sondern auch gesunde Bewegung und Ernährung beinhalten muss, um den negativen gesundheitlichen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken.
Du musst deshalb nicht gleich einen Jahresvertrag im Fitnessstudio abschließen, es genügt, wenn du regelmäßig spazieren oder vielleicht joggen gehst. Denn die beim Sport freigesetzten Endorphine bauen Stress erfolgreich ab. Ungesundes und fettes Essen, die berühmten Snacks zwischendurch, die man kurz zwischen zwei stressigen Terminen futtert, sind ebenfalls kontraproduktiv. Daher ist es wichtig, dass du auch auf eine gesunde Ernährung achtest, um den Körper nicht zusätzlich mit Fett und Salz zu belasten.
5. Freizeitstress
Vergiss bei all dem nicht, dich auch mit Freunden und Bekannten zu treffen, die du in deine Hobbies oder dein Sportprogamm einbinden kannst. Dabei ist es allerdings wichtig, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Wenn du dich jeden Abend mit Freunden verabredest, kann es zum Phänomen des Freizeitstress kommen und du hast nichts gewonnen.
Um deine sozialen Kontakte zu pflegen, kannst du dich mit Freunden nicht nur treffen, du kannst auch zwischendurch telefonieren oder ihnen schreiben. Und wenn du abends ausgehen möchtest, dann fasse doch ein paar Freunde einfach zusammen. So kommt niemand zu kurz und du musst keine zeitraubenden Einzeltermine vergeben.
Warum Arbeitgeber das Thema “Work-Life-Balance” ernst nehmen sollten
Nicht nur du selbst musst bei dir darauf achten, die Warnzeichen zu erkennen. Falls du ein Arbeitgeber bist, solltest du unbedingt auch bei deinen Mitarbeitern darauf achten. Schon um deine Mitarbeiter vor Überarbeitung und Krankheit zu schützen, was deine Pflicht als Arbeitgeber ist, aber auch deiner Firma zuliebe, solltest du Maßnahmen ergreifen, damit sich deine Angestellten wohlfühlen.
Es ist nämlich nachgewiesen, dass zufriedene Mitarbeiter, die sich auch um ihre Familien oder ihr Privatleben kümmern können, zufriedener und damit ausgeglichener sind und dadurch zur Produktivität der Firma maßgeblich beitragen! Sie sind konzentrierter, motivierter, freundlicher und seltener krank. Dadurch bleiben sie dem Unternehmen auch länger erhalten, da sie nicht aus gesundheitlichen Gründen in Frührente gehen müssen.
Was können Arbeitgeber tun?
Hilfreich sind Maßnahmen wie Gleitzeit oder Teilzeitarbeit sowie die Möglichkeit, vom Home-Office aus zu arbeiten. Aber auch medizinische Vorsorgeangebote, gesundes Kantinenessen oder Unterstützung bei der Kinderbetreuung sind eine große Hilfe. Vielleicht kannst du auch gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge mit Familienanhang anbieten? Sicherlich sind nicht alle Maßnahmen in jedem Unternehmen durchführbar, aber je mehr du als Arbeitgeber dich darum bemühst, deine Mitarbeiter zu unterstützen, desto mehr profitiert auch die Firma davon.
Fazit
Am besten bekommst du den Spagat zwischen den vielen Lebensbereichen hin, wenn du von Anfang an um einen guten Ausgleich bemüht bist. Spätestens, wenn du die ersten Anzeichen für ein Ungleichgewicht bemerkst, musst du jedoch handeln.
Die Soziologin Tracy Brower schlägt zum Beispiel vor, gar nicht nach einer Work-Life-Balance zu streben, weil das unser Denken und Handeln beeinflusst und erst impliziert, dass etwas damit nicht stimmen könnte. Außerdem brauchen wir im Leben mehr als nur eine Balance. Jeder Lebensbereich erfordert zu bestimmten Zeiten einfach mehr Aufmerksamkeit als der andere. Sie empfiehlt, mit einer positiven Einstellung an Arbeit und Freizeit heranzugehen. Das erhöht nämlich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass in deinem Leben beides gut läuft!