Lieferantenkredit: Wann sich die Finanzierungsform lohnt
Ein Lieferantenkredit verschafft dir bei der Zahlung einer Rechnung etwas mehr Zeit – und gleichzeitig die Chance, dein Kapital in der Zwischenzeit anderweitig zu nutzen. Doch was ist ein Lieferantenkredit genau, welche Vorteile hat er und wie berechnet man ihn richtig? In diesem Beitrag erfährst du alles rund um diese Finanzierungsform für Unternehmen.
Definition: Was ist ein Lieferantenkredit?
Sobald ein Lieferant (Kreditor) einem Kunden (Debitor) bei einer Rechnung ein Zahlungsziel oder einen Zahlungsaufschub einräumt, gewährt er einen Kredit. Prinzipiell hätte er bei der Lieferung der Ware sofort einen Zahlungsanspruch. Räumt er dem Debitor die Möglichkeit ein, beispielsweise erst nach 14 oder 30 Tagen zu zahlen, stellt dies einen Lieferantenkredit dar (auch Warenkredit oder Handelskredit).
Neben solchen kurzfristigen Lieferantenkrediten gibt es auch eine langfristige Variante mit deutlich längeren Rückzahlungsfristen. Diese können frei vereinbart werden. Dann ist es üblich, dass Zinszahlungen fällig werden. Bei kurzfristigen Krediten ist das eher selten der Fall.
Beispiel für einen Lieferantenkredit
Wie funktioniert ein Lieferantenkredit einfach erklärt? Unser Beispiel verrät dir mehr:
Ein Hersteller von Metallstangen erhält einen großen Auftrag. Das dafür erforderliche Rohmaterial hat er nicht auf Lager und bestellt es bei seinem Lieferanten. Müsste er die Rechnung dafür sofort zahlen, würde dies seine Liquidität stark belasten. Glücklicherweise bietet der Lieferant ein Zahlungsziel von 30 Tagen an. Der Metallbauer kann somit seinen Kundenauftrag ausführen, die Ware ausliefern und durch ein kurzes Zahlungsziel gegenüber seinem Kunden bereits ein entsprechendes Einkommen generieren, noch bevor er die Zahlung gegenüber seinem Lieferanten leisten muss. So bleibt er flexibel und kann besser auf kurzfristige Nachfrageschwankungen reagieren.
Skonto beim Lieferantenkredit
Ein Lieferantenkredit gehört heute in vielen Branchen zum Standard. Dennoch haben Lieferanten ein Interesse an einer schnellen Zahlung ihrer Kunden. Auch sie müssen ihre Rechnungen pünktlich bezahlen. Deshalb räumen viele Lieferanten ihren Kunden einen Lieferantenkredit mit Skonto ein. Sie haben dann beispielsweise eine Zahlungsfrist von 21 Tagen. Zahlt der Kunde aber innerhalb einer kürzeren Frist (z. B. 7 Tage), erhält er ein Skonto von etwa 2 bis 3 Prozent. Für dich bedeutet das: Du musst entscheiden, ob es günstiger ist, den Nachlass durch den Skontosatz oder das Zahlungsziel auszunutzen, um mit dem Geld anderweitig arbeiten zu können.
Unterschied Lieferantenkredit und Kontokorrentkredit
Im Gegensatz zum Lieferantenkredit bedeutet ein Kontokorrentkredit keinen Zahlungsaufschub, sondern einen tatsächlichen Kredit. Die Bank erlaubt dir damit, dein Konto bis zu einer gewissen Höhe (Kreditlinie) zu überziehen. Es fließt also tatsächlich Geld, das du frei verwenden kannst. Beim Lieferantenkredit hingegen bekommst du kein Geld, sondern darfst lediglich die Rechnungssumme später begleichen.
Lieferantenkredit oder Kontokorrentkredit – was ist besser? Der Kontokorrentkredit ist mit höheren Zinsen belastet als ein Handelskredit. Dennoch ist er eine gute Wahl, wenn du tatsächlich gerade flüssige Mittel zur freien Verwendung brauchst. Einen Lieferantenkredit nutzt du beispielsweise aus, wenn du in Kürze mit entsprechend hohen Einkünften rechnest (z. B. wegen bereits fälliger Rechnungen).
Vorteile eines Lieferantenkredits
Ein Lieferantenkredit hat Vor- und Nachteile. Zu den wichtigsten Vorteilen zählen:
- Planungssicherheit: Durch das längere Zahlungsziel kannst du dich auf den Kapitalbedarf einstellen und besser planen.
- Zinsen: Bei den meisten Lieferantenkrediten musst du keine Zinsen zahlen.
- Flexibilität: Mithilfe eines Lieferantenkredits kannst du einen größeren Auftrag ausführen, auch wenn du das dafür nötige Material gerade noch nicht zahlen kannst.
- Sicherheiten: Für einen Kontokorrentkredit musst du ausreichende Sicherheiten hinterlegen. Für einen Lieferantenkredit sind keine Sicherheiten erforderlich und auch eine Bonitätsprüfung wird nicht durchgeführt.
- Formalitäten: Vereinbare einen Handelskredit formlos oder mit einem Rahmenvertrag. Umfangreiche Formalitäten sind nicht erforderlich.
- Liquidität: Mit einem Lieferantendarlehen schonst du deine Liquidität.
Nachteile eines Lieferantenkredits
Natürlich hat ein Lieferantenkredit auch Nachteile:
- Eigentumsvorbehalt: Anstelle klassischer Sicherheiten behält sich der Lieferant das Eigentum vor. Es geht erst in dein Eigentum über, wenn du die Rechnungssumme vollständig gezahlt hast.
- Abhängigkeit: Durch die Einräumung langer Zahlungsfristen machst du dich langfristig vom Lieferanten abhängig. Eine einseitige Verkürzung des Zahlungsziels kann bei Hauptlieferanten schnell existenzbedrohend werden, wenn du knapp bei Kasse bist.
- Ausfallrisiko: Dieser Nachteil betrifft den Lieferanten. Für ihn besteht ein gewisses Ausfallrisiko, wenn du den Rechnungsbetrag schließlich doch nicht zahlen kannst.
- Verpasste Preisnachlässe: Wenn du die Zahlungsfrist einer Rechnung vollständig ausnutzt, kannst du im Regelfall kein Skonto mehr auf den Rechnungsbetrag geltend machen.
Berechnung eines Lieferantenkredits
Die Berechnung eines Lieferantenkredits ist vor allem für die Frage interessant, ob ein Lieferantenkredit oder ein Kontokorrentkredit für deine Situation finanziell günstiger ist. Obwohl der Warenkredit im Regelfall keine Zinszahlungen nach sich zieht, verlierst du Geld, wenn du ihn ausnutzt und deshalb kein Skonto ziehen kannst. Wie die Berechnung des Lieferantenkredits funktioniert, zeigt das folgende Beispiel mit der entsprechenden Formel:
Herr Müller bekommt von seinem Lieferanten Maier eine Rechnung über 20.000 Euro und steht jetzt vor der Frage, ob er seinen Kontokorrentkredit nutzt, um sie innerhalb der Skontofrist mit Preisnachlass zu zahlen, oder ob er lieber die Zahlungsfrist voll ausnutzt und sie schließlich ohne Skontoabzug zahlt. Das eingeräumte Zahlungsziel beträgt 40 Tage. Das Skonto liegt bei einer Zahlung innerhalb von 14 Tagen bei 2,5 Prozent. Der Sollzins des Kontokorrentkredits liegt bei 12,5 Prozent.
- Variante A) Zahlung innerhalb der Skontofrist mit Kontokorrentkredit
- Ersparnis durch das Skonto: 20.000 Euro x 2,5 Prozent = 500 Euro
- Zinskosten Kontokorrentkredit für 26 Tage: 176,04 Euro
- Gesamtkosten: 20.000 Euro + 176,04 Euro – 500 Euro = 19.676,04 Euro
- Variante B) Zahlung innerhalb von 40 Tagen mit Lieferantenkredit
- Gesamtkosten: 20.000 Euro (kein Abzug von Skonto, aber auch keine Gebühren für den Dispo)
Sehr häufig ist es (wie in unserem Beispiel zum Lieferantenkredit) günstiger, den Lieferantenkredit nicht in Anspruch zu nehmen. Das ist allerdings abhängig von der Höhe des Skontosatzes und dem Sollzins des Dispos.
Typische Bedingungen eines Lieferantenkredits
Ein Lieferantenkredit hat üblicherweise eine Laufzeit von etwa 14 bis 30 Tagen, für die dir ein Zahlungsaufschub gewährt wird. Teilweise sind aber auch längere Laufzeiten möglich; dies unterliegt der freien Vereinbarung zwischen dir und deinem Lieferanten.
Sicherheiten musst du für einen Lieferantenkredit meist nicht vorweisen. Der Lieferant besteht stattdessen auf einem Eigentumsvorbehalt, um sich das Eigentum für den Fall zu sichern, dass du den Rechnungsbetrag nicht voll bezahlen kannst.
Wann lohnt sich ein Lieferantenkredit?
Wenn du deine Rechnungen ganz normal bezahlen kannst und deine Liquidität hoch ist, musst du keinen Lieferantenkredit in Anspruch nehmen. In einigen Situationen lohnt es sich aber, diese Finanzierungsform zu nutzen:
- wenn du dringend benötigte Ware nicht sofort bezahlen kannst oder willst
- wenn du wegen einer schlechten Bonität keinen klassischen Kredit bekommst
- wenn dir deine Bank keine Kreditlinie gewährt
- wenn sich bei dir die offenen Forderungen deiner Kunden häufen
- wenn du Verpflichtungen gegenüber Banken vermeiden willst
- wenn du die Nutzung des Kontokorrentkredits vermeiden möchtest
Lieferantenkredit in der Bilanz richtig kategorisieren
Ein Lieferantenkredit muss immer in deiner Bilanz auftauchen – egal, ob du ihn deinen Kunden gewährst oder du ihn selbst von deinen Lieferanten bekommst. Je nachdem, ob du als Debitor oder Kreditor an dem Geschäft beteiligt bist, funktioniert das unterschiedlich. Die folgende Übersicht zeigt dir, wie du Lieferantenkredite in der Bilanz richtig ausweist:
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Damit du die finanziellen und steuerlichen Vorteile durch Lieferantenkredite voll ausnutzen kannst, gilt es, die zugehörigen Zahlungsziele korrekt zu erfassen und nachzuverfolgen. In sevdesk erfasst du deine Rechnungen ganz einfach digital und behältst alle Zahlungsfristen im Blick. So siehst du bei Bedarf sofort, wann du welche Rechnungsbeträge zu zahlen hast und bis wann du Skonto ziehen kannst.
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Alternativen zum Lieferantenkredit
Nicht immer ist ein Lieferantenkredit für dich das Richtige. Benötigst du kurzfristig finanzielle Unterstützung, könnten diese Finanzierungsformen für dich in Frage kommen:
- Kontokorrentkredit
- Betriebsmittelkredit
- Firmenkredit mit fester Laufzeit, Zinsen und Tilgung
- Leasing-Modelle
- Crowdfunding
Zusammenfassung zum Lieferantenkredit
Ob sich ein Lieferantenkredit für dich lohnt oder nicht, hängt von der Skontofrist und dem Skontosatz sowie der Kreditlinie bei deiner Hausbank ab. In jedem Fall kannst du dir damit bei Bedarf etwas Zeit verschaffen und einen Zahlungsaufschub realisieren, wenn du gerade nicht liquide bist. So bleibst du flexibel und kannst dir unbürokratisch und ohne Sicherheiten einen finanziellen Vorteil verschaffen. Ein Lieferantenkredit lohnt sich deshalb in vielen Situationen.