Die richtige Absicherung für IT-Freelancer: So sieht eine gute IT-Haftpflicht aus!
Kaum ein Tag vergeht ohne neue Schlagzeilen zu Datenklau, Sicherheitslücken oder Hackerangriffen. Die Anforderungen an IT-Security und Maßnahmen gegen Cybercrime steigen immer weiter. Und mit ihnen die Anforderungen an IT-Unternehmen und IT-Freelancer, die schnell verantwortlich gemacht werden, wenn etwas schiefgeht.
Damit berufliche Fehler nicht dein Business in Gefahr bringen, erklärt Versicherungsexperte Ralph Günther, wie eine gute IT-Haftpflicht aussehen muss und warum du eine haben solltest.
Was ist eine IT-Haftpflicht?
Eine IT-Haftpflicht ist eine Berufshaftpflichtversicherung für alle Selbständigen und Unternehmen, die im IT-Bereich tätig sind, also beispielsweise für Programmierer, Entwickler, IT-Berater oder IT-Dienstleister . Sie springt ein, wenn du als ITler bei jemandem anderen (zum Beispiel bei deinem Kunden) einen Schaden verursachst.
Je nachdem, was für einen Schaden du bei deinem Auftraggeber oder einer anderen Person verursachst, greift ein anderer Versicherungsbaustein einer guten IT-Haftpflicht. Die Arten von Schäden werden im Folgenden erklärt.
Vermögensschaden
Wenn du einen anderen finanziell schädigst, verursachst du einen sogenannten Vermögensschaden . Vermögensschäden (auch reine Vermögensschäden genannt) sind Schäden, die weder Personen- noch Sachschäden sind oder aus diesen resultieren.
Ein Beispiel für einen Vermögensschaden: Du sollst einige Usability-Verbesserungen an der Website eines Kunden vornehmen, der einen Webshop betreibt. Durch einen Programmierfehler ist die Seite mehrere Stunden down und der Onlineshop erhält in dieser Zeit keine Bestellungen. Den entgangenen Umsatz bzw. den dadurch entgangenen Gewinn wird dein Kunde in Form von Schadenersatz von dir zurückverlangen.
Sachschaden
Beschädigst du eine Sache, dann verursachst du einen sogenannten Sachschaden . Der „Schadenklassiker“ ist dabei der Kaffee, den du über die Tastatur schüttest. Es geht jedoch auch spektakulärer. Es gab auch schon Fälle, in denen ein ITler einen Schneepflug in Brand gesetzt und damit 14.000 Euro Schaden verursacht hat.
Personenschaden
Wenn du eine andere Person während deiner beruflichen Tätigkeit körperlich schädigst, handelt es sich um einen Personenschaden . Ein Beispiel dafür: Du bist bei einem Kunden und schließt deinen Laptop an der Steckdose an. Ein Mitarbeiter des Kunden stolpert über das gespannte Kabel und bricht sich das Bein.
Wer braucht eine IT-Haftpflicht?
Da alle Selbständigen und Unternehmer im IT-Bereich ein hohes Risiko tragen, einen Schaden zu verursachen, sollten diese ihr Business auf jeden Fall absichern. Denn selbst kleine Fehler können zu großen Schäden und hohen Schadenersatzforderungen führen, die sogar existenzbedrohend werden können. In einem Schadenfall, der einem unserer Versicherungsnehmer passiert ist, betrug die Schadenersatzforderung an den ITler beispielsweise 100.000 Euro, da er versehentlich komplette Datensätze seines Kunden gelöscht hatte. Hätte er keine IT-Haftpflicht gehabt, hätte er diese Summe aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.
Was leistet eine IT-Haftpflicht?
Wenn du einen Schaden verursachst, zahlt die IT-Haftpflicht den entstandenen finanziellen Schaden in Form von Schadenersatz an den Geschädigten zurück. Das ist jedoch noch nicht alles, was eine IT-Haftpflicht leistet, denn sie hilft auch bei der Klärung der Schuldfrage . Das heißt, sie prüft auf eigene Kosten, ob die Ansprüche gegen dich überhaupt gerechtfertigt sind. Ist dies nicht der Fall, wehrt der Versicherer diese auf eigene Kosten ab. Das ist die sogenannte Rechtsschutz-Funktion bzw. der passive Rechtsschutz einer Berufshaftpflichtversicherung.
Wenn du also einen Schaden verursachst, kümmert sich die Versicherung von der Klärung des Sachverhalts über die Abwehr unberechtigter Forderungen bis zur Schadensersatzzahlung um alles Weitere.
Beispiel: Was macht der Versicherer, wenn du eine Abmahnung erhältst, weil du beispielsweise gegen Lizenzrecht verstoßen hast?
Was kostet eine IT-Haftpflicht?
Die Höhe des Beitrags einer IT-Haftpflichtversicherung wird in der Regel durch einige Faktoren bestimmt, zum Beispiel deinen Jahresnettoumsatz, ob du Existenzgründer oder Startup-Unternehmen bist, welche Versicherungssumme und welche Vertragslaufzeit du wählst.
Wann springt die IT-Haftpflicht ein: Beispiele aus der Praxis
Damit du dir ein besseres Bild davon machen kannst, was in deinem IT-Business schiefgehen kann und wann eine IT-Haftpflicht hilft, habe ich hier drei Beispiele aus meiner Berufspraxis mitgebracht:
Zahlendreher führt zu 14.000 Euro Schadenersatz
Dieser Fall ist das perfekte Beispiel dafür, dass kleine Fehler zu einem großen Schaden führen können.
Ein IT-Dienstleister wurde von einem Großkonzern beauftragt, einen Fehler in dessen E-Post-Verarbeitung zu beheben. Dabei ging es darum, dass 50 Dokumente erneut generiert und verschickt werden sollten. Dafür musste der ITler ein Script für die Datenbankabfrage in der Testumgebung schreiben. In dieses Script musste er unter anderem das Datum eintippen, ab welchem der Fehler auftrat und ab welchem daher die Briefe erneut generiert und verschickt werden sollten.
Dabei passierte dem ITler ein folgenschwerer Zahlendreher: Er vertippte sich beim Datum und bezog damit einen viel größeren Zeitraum ein. Noch dazu war die Schnittstelle mit dem Live-Server verbunden und die Dokumente wurden direkt als E-Post-Auftrag verarbeitet. Die Folge: Der Auftrag ging an die Post und statt 50 wurden über 17.000 Briefe doppelt verschickt; Kosten für Porto, Versand und rechtliche Beratung: rund 14.000 Euro! Diesen Betrag bezahlte die Berufshaftpflicht des ITlers.
ITler setzt Schneepflug in Brand
Diese Geschichte ist kaum zu glauben, aber wahr!
Eine Straßenmeisterei beauftragte unseren Versicherungsnehmer – einen IT-Dienstleister – damit, in einen Schneepflug eine Telematik für Winterdienste einzubauen. Dabei unterlief dem ITler ein Fehler: Anstatt das Anschlusskabel für die Stromversorgung der Telematik wie vorgesehen an den Sicherungsausgang der Sitzheizung anzuschließen, schloss der ITler dieses am Eingang der Sicherung an. Ein paar Wochen später gab es an der Anschlussdose an der vorderen Stoßstange des Fahrzeugs unabhängig vom Fehler des ITlers einen technischen Defekt, der zu einem Kurzschluss führte. Hätte der IT-Dienstleister das Kabel richtig angeschlossen, wäre dieser Defekt ohne Folgen geblieben und die Sicherung wäre herausgesprungen. Da das Kabel aber vor der Sicherung angeschlossen war, konnte sie nicht reagieren. Das Kabel überhitzte, begann zu schmoren und der Schneepflug geriet in Brand.
Dass der Schneepflug nicht abbrannte, war nur dem beherzten Eingreifen des Schneepflugfahrers zu verdanken, der den Batteriehauptschalter umlegte, als er den Qualm bemerkte. Trotzdem blieb am Ende eine Rechnung von 14.000 Euro plus 1.300 Euro Gutachten-Kosten, die die Versicherung des ITlers beglich.
Entwickler legt tagelang alle Formulare einer Kundenwebsite lahm
Dass kleine Korrekturen zu einem großen Schaden führen können, bekam ein Entwickler am eigenen Leib zu spüren.
Er sollte die Seite seines Kunden, eines Reiseunternehmens, minimal in Sachen Nutzerfreundlichkeit anpassen. Doch anstatt nach der Arbeit des Entwicklers für die Kunden des Reiseunternehmens noch attraktiver zu sein, war die Website überhaupt nicht mehr zu erreichen! Keine Buchungsanfragen, keine Katalogbestellungen und keine Kontaktaufnahmen, und das mehrere Tage lang! Der Grund: Der IT-Freelancer hatte versehentlich alle Formulare zerschossen. Am Ende standen ein Umsatzausfall von knapp 90.000 Euro und eine Schadensersatzforderung an den ITler in Höhe von 9.000 Euro für den entgangenen Gewinn des Kunden.
Wie sieht eine gute IT-Haftpflicht aus?
Diese Checkliste verrät dir, worauf du bei der Wahl einer guten IT-Haftpflicht achten musst:
In jedem Fall gilt: Eine gute IT-Haftpflicht kannst du individuell an deine Bedürfnisse anpassen, sie bietet dir umfassenden Schutz gegen die häufigsten Business-Risiken und passt sich neuen Aufgabengebieten und Herausforderungen in der IT-Branche an.
Über den Autor:
Ralph Günther von exali.de gilt als ausgewiesener Experte, wenn es um Risikomanagement und spezifische Haftpflichtversicherungen für freie Berufe, Dienstleister und mittelständische Unternehmen der IT-, Medien-, Consulting- und eCommerce-Branche geht. Als einer der Vorreiter im Online-Versicherungsbusiness hat er aktiv an der Verbesserung des Versicherungsschutzes für Freiberufler mitgewirkt und neue Leistungserweiterungen am Markt eingeführt. Sein Wissen gibt er regelmäßig als Autor in relevanten Fachmedien an seine Zielgruppe weiter.