Kalkulatorischer Unternehmerlohn und wie du ihn berechnest

Als Existenzgründer jonglierst du jeden Tag mit neuen Themen. Aber hast du schon darüber nachgedacht, wie viel Gehalt du dir als Unternehmer eigentlich zahlen solltest? Wie hoch darf dein Lohn sein, ohne dein Unternehmen finanziell zu gefährden? Der kalkulatorische Unternehmerlohn hilft dir dabei, genau diese Balance zu finden. Er zeigt dir, wie du deinen persönlichen Aufwand fair bewertest und gleichzeitig die Finanzen deines Unternehmens im Griff behältst.
In diesem Ratgeber zeigen wir dir, wie du deinen Unternehmerlohn berechnest, warum er für deine Finanzplanung so wichtig ist und wie du ihn in deine Preisbildung mit einbeziehst. So bekommst du einen klaren Plan davon, wie dein Unternehmen stabil bleibt und unterm Strich noch genug für dein Privatleben übrig bleibt.
Was ist der Unternehmerlohn?
Der Unternehmerlohn ist der Anteil, den du dir als Gründer oder Geschäftsführer für deinen Arbeitsaufwand im Unternehmen auszahlst. Wie hoch dein Unternehmerlohn sein sollte, hängt nicht nur davon ab, wie viel du arbeitest. Es kommt auch darauf an, wie gut dein Unternehmen läuft und wie viel Liquidität du zur Verfügung hast. Bei der Berechnung deines Unternehmerlohns geht es darum, eine ausgewogene Balance zwischen einem fairen Einkommen und der finanziellen Stabilität deines Unternehmens zu finden.
Je nachdem, ob du ein Einzelunternehmen, eine Personengesellschaft oder eine Kapitalgesellschaft führst, wird der Unternehmerlohn unterschiedlich verbucht. Wir erklären dir, was für die jeweilige Rechtsform zutrifft und welche steuerlichen Auswirkungen damit verbunden sind.
Privatentnahme und kalkulatorischer Unternehmerlohn
Bist du Geschäftsführer eines Einzelunternehmens oder einer Personengesellschaft (Rechtsformen wie GbR, OHG oder KG), wird dir der Unternehmerlohn nicht als klassisches Gehalt ausgezahlt. Du zahlst auch keine Sozialabgaben wie Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung. Stattdessen entnimmst du dir den Anteil für deinen Arbeitsaufwand direkt aus dem Eigenkapital des Unternehmens. Diese Entnahme für deinen Lohn wird als Privatentnahme bezeichnet. Als Einzelunternehmer gehört dir der gesamte Gewinn des Unternehmens, bei Personengesellschaften erhältst du als Gesellschafter deinen Anteil.
Dein Unternehmerlohn muss in deiner Kalkulation berücksichtigt werden – und zwar als kalkulatorischer Unternehmerlohn. Beim kalkulatorischen Unternehmerlohn geht es weniger um die tatsächliche Auszahlung, sondern darum, deinen Aufwand in deiner Kostenkalkulation zu berücksichtigen. So bekommst du ein vollständiges Bild von den finanziellen Anforderungen deines Unternehmens und kannst deine Preise besser kalkulieren.
Der kalkulatorische Unternehmerlohn wird dir in der Regel als „Gewinnvorweg“ zugerechnet – also bevor der restliche Gewinn unter den Gesellschaftern aufgeteilt wird. Dadurch wird sichergestellt, dass ein zusätzlicher Aufwand oder mehr Verantwortung fair vergütet werden. Wichtig zu wissen: Dieser Gewinnvorweg zählt nicht als betrieblicher Aufwand, weshalb er keinen Einfluss auf den Gewinn oder die Steuerlast des Unternehmens hat.
Geschäftsführergehalt bei Kapitalgesellschaften
Bei Kapitalgesellschaften (Rechtsformen wie GmbH oder AG) läuft es anders: Du bist als Geschäftsführer im Unternehmen angestellt und beziehst ein festes Gehalt, das steuerlich als Betriebsausgabe behandelt wird. Dieses Gehalt wird in einem Arbeitsvertrag festgelegt und über die Lohnabrechnung ausgezahlt, inklusive der üblichen Abzüge wie Einkommensteuer und Sozialabgaben. Es spielt dabei keine Rolle, ob du selbst der Eigentümer bist oder als Fremdgeschäftsführer tätig wirst.
Im Gegensatz zu Einzelunternehmen und Personengesellschaften wird der Unternehmerlohn bei Kapitalgesellschaften nicht als Privatentnahme aus dem Eigenkapital verbucht, sondern als reguläre Personalkosten abgerechnet. Das bedeutet, dass dein Lohn als Kostenposten in der Betriebsergebnisrechnung auftaucht und den Gewinn des Unternehmens mindert.
Wichtig: Als Geschäftsführer einer Kapitalgesellschaft ist dein Privatvermögen rechtlich von den Unternehmensverbindlichkeiten getrennt. Bedeutet, du kannst nicht einfach auf das Eigenkapital zugreifen – jede Entnahme muss ordnungsgemäß buchhalterisch erfasst werden.
So berechnest du den kalkulatorischen Unternehmerlohn
Nachdem du weißt, was der kalkulatorische Unternehmerlohn ist, geht es jetzt an die konkrete Berechnung. Dabei hilft dir zunächst ein realistischer Vergleich: Stell dir vor, du wärst kein Inhaber, sondern ein angestellter Fremdgeschäftsführer – was würdest du für deine Tätigkeit verdienen? Gehaltsvergleiche können eine hilfreiche Informationsquelle dafür sein. Zusätzlich musst du natürlich auch deine persönlichen Lebenshaltungskosten in die Waagschale werfen: Dein Unternehmerlohn sollte ausreichen, um deine privaten Ausgaben zu decken.
Diese Fragen helfen dir dabei, deinen kalkulatorischen Unternehmerlohn zu berechnen:
- Welchen Kapitalbedarf habe ich für meine private Lebensführung?
Was brauchst du im Monat zum Leben? Kosten wie Miete plus Nebenkosten, Lebensmittel, Versicherungen, Altersvorsorge, Freizeit, Auto, Kredite sollten in deine Berechnung einfließen. - Wie viel Kapital kann ich dem Unternehmen entnehmen, ohne es finanziell zu belasten?
Dein Lohn sollte so bemessen sein, dass dein Unternehmen liquide bleibt. - Was ist ein marktübliches Gehalt für einen Geschäftsführer?
Recherchiere, welches Gehalt in deiner Branche und Region für Geschäftsführer üblich ist. Bei einer Kapitalgesellschaft kannst du dich an den Gehältern der Fremdgeschäftsführer orientieren.
Fun Fact: Wusstest du, dass früher zur Berechnung des kalkulatorischen Unternehmerlohns die sogenannte „Seifenformel“ genutzt wurde? Sie lautete: kalkulatorischer Unternehmerlohn = 18 x (Wurzel aus Umsatz). Klingt nicht gerade professionell, oder? Die Formel kam ursprünglich aus der Seifenindustrie (daher der Name) und wird heutzutage nicht mehr angewendet. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) hat sogar klargestellt, dass eine pauschale Berechnung des Unternehmerlohns nicht mehr zulässig ist.
Wie viel sollte ich mir als Selbstständiger ausbezahlen?
Diese Frage beschäftigt viele Existenzgründer, die am Anfang ihrer Selbstständigkeit stehen. Und das ist auch verständlich. Wie viel Lohn du dir als Selbstständiger auszahlen solltest, hängt von mehreren Faktoren ab. Du solltest aber immer bedenken, dass die Höhe deines Unternehmerlohns direkte Auswirkungen auf die finanzielle Lage deines Unternehmens hat. Gerade am Anfang deiner Existenzgründung ist es ratsam, den Unternehmerlohn so festzulegen, dass du mit deinem Anteil deine Lebenshaltungskosten decken kannst, ohne das Unternehmen zu gefährden. Zahle dir nicht zu viel aus, um Liquidität für Investitionen und laufende Kosten zu sichern. Ein fairer Lohn für dich und gleichzeitig genug Kapital für dein Business sind entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Halten wir fest: Dein Gehalt sollte in einem gesunden Verhältnis zur Situation deines Unternehmens stehen. Nur so bleibst du liquide – privat und beruflich.
Bedeutung des (kalkulatorischen) Unternehmerlohns
Der (kalkulatorische) Unternehmerlohn ist eine zentrale Angabe in der Finanzplanung deines Unternehmens. Durch die Berechnung kannst du nicht nur deine eigenen Lebenshaltungskosten decken, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg deines Unternehmens realistischer einschätzen. Ein fairer Unternehmerlohn sorgt dafür, dass dein Arbeitseinsatz angemessen vergütet wird und du dich nicht unter Wert verkaufst – ein wichtiger Aspekt, den du immer im Blick haben solltest. Wenn du den Unternehmerlohn bei deiner Finanzplanung außen vor lässt, kann das deine Liquiditätsplanung durcheinanderbringen. Gerade zu Beginn deiner Gründung kann das riskant sein.
Der Unternehmerlohn hat einen großen Einfluss auf die Kostenstruktur deines Unternehmens. Als wichtiger Bestandteil der Personalkosten wirkt er sich direkt auf die gesamte Wirtschaftlichkeit deines Unternehmens aus. Besonders für die Preisbildung ist der Unternehmerlohn entscheidend, da er die Grundlage dafür bildet, wie viel du für deine Produkte oder Dienstleistungen verlangen musst, um langfristig profitabel zu bleiben.
Unternehmerlohn im Businessplan & Finanzplan angeben
Ein guter Businessplan beinhaltet einen gut durchdachten Finanzplan. Der Unternehmerlohn ist eine der wichtigsten Kennzahlen in deinem Finanzplan. Er zeigt dir nicht nur, was du selbst verdienen kannst, sondern auch, wie es finanziell um dein Unternehmen steht. Mit einer realistischen Zahl zeigst du, dass du deine Arbeitsleistung als Produktionsfaktor anerkennst – und genau das erwarten Fremdkapitalgeber von dir. Wenn du einem Investor deinen Kapitalbedarf erklärst, wird er deinen geplanten Unternehmerlohn genau unter die Lupe nehmen und kritisch bewerten. Hier zeigt sich, ob du ein fähiger Unternehmer bist, der gut kalkuliert, oder ob du eher blauäugig an deine Existenzgründung herangehst. Denn sowohl ein zu niedriger als auch ein zu hoher Unternehmerlohn kann Zweifel an deiner Finanzplanung aufwerfen.
Ein durchdachter Unternehmerlohn stärkt deinen Finanzplan und erhöht die Glaubwürdigkeit deines gesamten Businessplans.
Unser Tipp: Nutze unseren Ratgeber zum Finanzplan für wertvolle Insights und Tipps.
Einfluss des Unternehmerlohns auf die Preiskalkulation
Als Existenzgründer solltest du deinen Unternehmerlohn unbedingt in deiner Preiskalkulation einplanen. Schließlich gehört dieser Lohn zu den festen Kosten, die du abdecken musst.
Bei der Preisbildung gehören also nicht nur die Materialkosten und andere Ausgaben dazu, sondern auch dein eigener Lohn. Eine durchdachte Preisgestaltung sorgt dafür, dass dein Unternehmen langfristig profitabel bleibt und alle Kosten richtig berücksichtigt werden. Denn je mehr du dir selbst zahlst, desto höher müssen auch deine Preise sein.
Unser Tipp: Wertvolle Informationen dazu findest du in unserem detaillierten Artikel zur Preiskalkulation.
Unternehmerlohn als Privatentnahme versteuern
Du hast es schon gelesen: Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaft wird der Unternehmerlohn als Privatentnahme behandelt. Das bedeutet, du als Geschäftsführer entnimmst dir einen Teil des Gewinns, um deinen Lebensunterhalt zu decken. Da diese Entnahme den Gewinn deines Unternehmens nicht mindert, wird sie nicht als Betriebsausgabe verbucht.
Aber wie wird der Unternehmerlohn jetzt versteuert? Ganz einfach: Du musst ihn in deiner persönlichen Steuererklärung angeben und darauf Einkommenssteuer zahlen. Im Gegensatz zu einem klassischen Gehalt entfallen dabei die Pflichtbeiträge für Sozialabgaben wie Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung. Wichtig ist, dass du deinen Unternehmerlohn korrekt als Teil deines persönlichen Einkommens versteuerst.
Neben der Einkommenssteuer solltest du auch andere steuerliche Aspekte wie die Gewerbesteuer oder Umsatzsteuer im Blick haben. Eine gute Buchhaltungsoftware ist hier entscheidend, um Unstimmigkeiten zu vermeiden. Mehr zu den steuerlichen Aspekten bei einer Unternehmensgründung erfährst du in unserem Ratgeber über Steuern für Selbstständige.
Unternehmerlohn reduzieren – Geht das?
Ja, du kannst deinen Unternehmerlohn reduzieren! Ein niedriger Unternehmerlohn könnte jedoch Auswirkungen auf deine persönliche Absicherung haben. Auch deine Steuerlast kann sich verändern. Was du wissen solltest: Pauschale oder unrealistisch niedrige Beträge für deinen Unternehmerlohn sind dauerhaft rechtlich verboten. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einem Urteil entschieden, dass solche Berechnungen den Unternehmenswert und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verfälschen können. Dein Unternehmerlohn sollte in einem realistischen und nachvollziehbaren Rahmen bleiben.
Durch ein zeitweise niedrigeres Gehalt kannst du zwar die Liquidität deines Unternehmens stärken. Allerdings solltest du nicht riskieren, dass du selbst in einen finanziellen Engpass gerätst. Bedenke auch, dass sich eine Reduzierung des Unternehmerlohns nicht nur auf dein Privatleben auswirkt, sondern auch das Betriebsergebnis negativ beeinflussen kann. Und das wiederum führt möglicherweise zu einer höheren Steuerlast. Behalte im Hinterkopf, dass ein zu niedriger Lohn negative Auswirkungen auf die Unternehmensbewertung haben kann.
Falls du für dein Unternehmen finanzielle Unterstützung benötigst, sind Überbrückungshilfen eine wertvolle Hilfe. Diese Förderungen richten sich speziell an Selbstständige und kleine Unternehmen, die durch unvorhergesehene Umstände vorübergehend in Liquiditätsengpässe geraten sind. Weiterführende Informationen findest du in diesem Artikel über Überbrückungshilfen für kleine und mittelständische Unternehmen.
Zusammenfassung
Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist ein wesentlicher Produktionsfaktor, mit dem du deine Arbeitsleistung in die Gesamtkosten deines Unternehmens einbeziehst. Er sorgt dafür, dass du eine faire Entlohnung für deinen Einsatz im Unternehmen bekommst – ohne dabei die finanzielle Stabilität deines Unternehmens aufs Spiel zu setzen. Bei der Berechnung deines Unternehmerlohns ist es wichtig, dass du sowohl deine Arbeitsleistung als Existenzgründer, den Unternehmensgewinn und die marktüblichen Gehälter berücksichtigst. Vor allem zu Beginn deiner Existenzgründung solltest du den Lohn nicht zu hoch ansetzen, um die Liquiditätsplanung deines Unternehmens nicht gleich zu Beginn zu gefährden.
Wie du die Geldentnahme für deinen Lohn verbuchst, ist von der jeweiligen Rechtsform deines Unternehmens abhängig. Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften wird der Unternehmerlohn in der Regel als Entnahme aus dem Eigenkapital verbucht während sie bei Kapitalgesellschaften als Betriebsausgabe gilt.
Ein fair berechneter Unternehmerlohn wirkt sich nicht nur auf deine Preisbildung aus, sondern fließt auch in die Unternehmensbewertung mit ein. Wenn du den Lohn korrekt in deine Kostenrechnung einbeziehst, stellst du sicher, dass deine Preise kostendeckend sind und dein Unternehmen langfristig wirtschaftlich bleibt. Indem du alle relevanten Gesamtkosten realistisch einplanst, ist dir eine stabile Unternehmensentwicklung so gut wie sicher.