Selbstständig ohne Meister – Mit diesen Tipps ohne Meisterbrief gründen!
Selbstständig ohne Meister ist vor allem im Handwerk ein sehr wichtiges und auch interessantes Thema. In vielen Bereichen des Handwerks brauchst du für deine Selbstständigkeit einen Meisterbrief und für viele Handwerksbereiche gilt eine Meisterpflicht. Es gibt aber dennoch einige Möglichkeiten, wie du ohne diesen Meister ein Betrieb gründen kannst. Das bedeutet, dass du ohne Meisterbrief nicht gleich verzweifeln muss und es einige Optionen gibt, selbstständig ohne Meister zu werden. Alles was zu diesem Thema wichtig ist, erfährst du im folgenden Artikel.
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Meisterpflicht im Handwerk
Es gibt einige Berufe im Bereich Handwerk, in denen die Meisterpflicht herrscht, wenn du dich selbstständig machen willst. Der Meisterbrief und die sogenannte Meisterpflicht sind seit sehr vielen Jahren mit einigen Berufen eng verbunden und schon fast so etwas wie eine Tradition. Aber es gibt auch den ein oder anderen Handwerksbetrieb, den du ohne Meisterbrief gründen kannst. Hier wird von den sogenannten zulassungsfreien Handwerken oder den handwerksähnlichen Tätigkeiten gesprochen. Natürlich hast du auch schon seit vielen Jahren die Option, diese Meisterpflicht zu umgehen und kannst auch ohne Meisterbrief einen Handwerksbetrieb gründen. Alle Infos dazu findest du unter dem Punkt Meistertitel erhalten.
Vor- und Nachteile der Meisterpflicht
Es gibt schon lange Zeit Diskussionen, warum die Meisterpflicht in einigen Handwerken sein muss, damit du dich selbstständig machen kannst. Der Handwerkskammer, auch HWK genannt, geht es rein darum, dass im Handwerk die Qualität erhalten bleibt und der Kunde eine saubere, ordentliche und sichere Leistung bekommt. Auf der Gegenseite wird von vielen Handwerksverbänden gefordert, dass der Markt komplett geöffnet wird und die Meisterpflicht für alle abgeschafft wird. Doch was genau die Vor-und Nachteile der Meisterpflicht sind, findest du folgend gegenübergestellt.
Handwerke mit Meisterpflicht
Wenn du dich mit einem Handwerk selbstständig machen willst, ist dies gar nicht so einfach. Es gibt sehr viele Gewerke, in denen du nach den Vorgaben der Handwerkskammer nur einen Betrieb eröffnen darfst, wenn du auch die nötige Meisterqualifikation nachweisen kannst. Das bedeutet, dass ohne Meisterbrief gar nichts geht. In der HWO, der Handwerksordnung sind alle Voraussetzungen und gesetzlichen Bestimmungen festgelegt, die für die Gründung von einem Handwerksbetrieb gelten.
- Welche Handwerksberufe haben eine Meisterpflicht?
- Wie wird bei handwerksähnlichen Gewerken unterschieden?
- Welche zulassungsfreien Handwerksberufe ohne Meisterpflicht gibt es?
All dies ist in der HWO festgelegt. Dort ist auch berücksichtigt, dass im Jahr 2004 53 Berufe für zulassungsfrei erklärt wurden. Von diesen zulassungsfreien Handwerken wurde der Beschluss allerdings für 12 Berufe wieder rückgängig gemacht und die Meisterpflicht ab 2020 wieder eingeführt.
![Meisterpflichtige Handwerksberufe von A-Z](https://cdn.prod.website-files.com/65c9eb8b18a74904c71e4d8e/661cf79163939fbbd3f6429f_1617170448-meisterpflichtigehandwerksberufe.jpeg)
Diese Handwerksberufe besitzen eine Meisterpflicht
Welche Tätigkeiten darfst du ohne Meisterbrief ausüben?
Neben den oben aufgeführten Berufen mit einer Meisterpflicht gibt es auch eine relativ große Anzahl an zulassungsfreien Handwerken. Hier ist es dir möglich, selbstständig ohne Meister einen Betrieb in einem solchen Handwerk zu gründen. Auf den Meisterbrief kannst du hier verzichten. Nachfolgend findest du eine Auflistung aller zulassungsfreien Handwerke:
Wie im obigen Abschnitt bereits aufgeführt, wurde für im Jahr 2004 erklärte zulassungsfreie Handwerke für 12 nun ab dem Jahr 2020 wieder eine Meisterpflicht eingeführt. Die davon betroffenen Berufe lauten:
- Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
- Estrichleger
- Beton- und Terrazzohersteller
- Parkettleger
- Apparate- und Behälterbauer
- Rollladen- und Sonnenschutztechniker
- Raumausstatter
- Böttcher
- Drechsler und Holzspielzeugmacher
- Glasveredler
- Schilder- und Lichtreklamenhersteller
- Orgel- und Harmoniumbauer
Selbstständig ohne Meister – so umgehst du die Meisterpflicht
Jedes Jahr scheitern viele Vorhaben, selbstständig ohne Meister einen Handwerksbetrieb zu gründen. Es bleibt nicht für jeden die Option, ein zulassungsfreies Handwerk gründen zu können, wenn dies nicht dem entspricht, was der Gründer gerne beruflich machen würde. Auch sehr viele Betriebsübernahmen oder Betriebsübergaben scheitern wegen einer erforderlichen Meisterpflicht. Denk hier nur mal an die vielen Familienbetriebe, welche oft nicht an den Sohn oder die Tochter übergeben werden können, weil ebendieser notwendige Meisterbrief fehlt. Doch all dies bedeutet nicht, dass Gründen ohne Meisterbrief für dich unmöglich bleiben muss. Es gibt durchaus einige Möglichkeiten, wie du diese Meisterpflicht umgehen kannst und dennoch deinen Handwerksbetrieb gründen kannst. Nachfolgend findest du ein paar mögliche Regelungen, wie du die Meisterpflicht umgehen kannst:
- Möglicherweise hast du eine andere Ausbildung, mit der du die Meisterschule ersetzen kannst.
- Versuche es mit der Beantragung eine Ausübungsberechtigung oder einer Altgesellenregelung. Unter Beachtung einiger Regeln ist es einem Gesellen durchaus möglich, einen Handwerksbetrieb zu gründen oder zu übernehmen.
- Beantrage eine Ausnahmebewilligung (auch für EU-Ausländer möglich).
- Stelle einen Betriebsleiter mit gültigem und anerkanntem Meisterbrief ein.
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Was ist die Handwerksrolle?
Im Zusammenhang mit der Gründung eines Handwerksbetriebs wirst du immer wieder auf den Begriff Handwerksrolle stoßen. Doch was ist dies eigentlich und was bedeutet Handwerksrolle? Willst du als Gewerbetreibender einen Beruf im Handwerk ausüben, dann kann es der Fall sein, dass du dich in die Handwerksrolle eintragen lassen musst. Bei der Handwerksrolle handelt es sich um ein Verzeichnis von den Unternehmen, welche die für eine bestimmte Region zuständige Handwerkskammer oder IHK in seinem Register führt. Aufgeführt sind dabei alle Betriebe, welche ein zulassungspflichtiges Gewerbe ausüben.
Als langjähriger Geselle einen Handwerksbetrieb gründen
In der Handwerksordnung gibt es drei mögliche Szenarien, in denen beschrieben ist, wie du als Geselle selbständig ohne Meister deinen eigenen Betrieb führen kannst.
- Szenario 1: Du hast erfolgreich eine Gesellenprüfung absolviert und diesen erlernten Beruf mindestens sechs Jahre ausgeübt. In dieser Zeit musst du mindestens vier Jahre lang eine leitende Position eingenommen haben und hast entsprechende Befugnisse gehabt, Entscheidungen zu treffen. Überdies musst du nachweisen können, dass du über die entsprechenden betriebswirtschaftlichen und juristischen Kenntnisse verfügst, um einen Betrieb führen zu können.
- Szenario 2: Du kannst glaubhaft nachweisen, warum für dich das Absolvieren der Meisterschule als Geselle jetzt und auch in Zukunft für dich eine unzumutbare Belastung darstellen würde. Dies betrifft sowohl die Ausbildung zum Meister als auch das Ablegen der Meisterprüfung.
- Szenario 3: Du möchtest einen Handwerksbetrieb gründen oder übernehmen und bist kein Bürger der EU. In diesem Fall musst du eine Bescheinigung aus dem Heimatland vorlegen, welches in der EU gültig ist und dir bestätigt, dass du die nötige Qualifikation (Gesellenprüfung und Berufserfahrung) für dieses Handwerk hast. Die Ausnahmegenehmigung kannst du bei der Handwerkskammer in schriftlicher Form beantragen.
Handwerksbetrieb übernehmen
Natürlich musst du nicht unbedingt einen neuen Handwerksbetrieb gründen, um den Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Du hast auch die Möglichkeit, einen Handwerksbetrieb zu übernehmen. Auch in diesem Fall ist nicht unbedingt ein Meisterbrief notwendig und es gibt Ausnahmen. Hier kann beispielsweise eine langjährige Berufserfahrung den Meistertitel ersetzen. Gegenüber einer Neugründung hast du natürlich in diesem Fall einige Vorteile. Wenn du dich selbstständig ohne Meister durch eine Betriebsübernahme machen willst, kannst du vieles für dich nutzen, was schon vorhanden ist:
- der Betrieb ist bereits am Markt etabliert
- die Mitarbeiter sind alle eingearbeitet und sind mit den Abläufen im Betrieb vertraut
- du hast bereits bestehende Beziehungen zu Lieferanten und einen Kundenstamm
- alle Räumlichkeiten, die Ausstattung und das Betriebsinventar sind vorhanden
Meister als Betriebsleiter einstellen
Um dich selbstständig ohne Meister zu machen, kannst du bei fehlendem Meistertitel auch einen fertigen Meister als Betriebsleiter einstellen. Das ist durchaus kein abwegiger Gedanke, denn nicht jeder mit einem Meisterbrief legt Wert darauf, einen eigenen Betrieb zu gründen. Ein Meister als Angestellter ist also durchaus keine Seltenheit. Dieser angestellte Meister hat als Betriebsleiter einige wichtige Aufgaben. Selbstverständlich muss dieser Betriebsleiter auch die geforderten Voraussetzungen erfüllen.
- Der angestellte Meister ist für die technische Leitung deines Handwerksbetriebes verantwortlich.
- Er ist außerdem für die Einhaltung aller Rechtsvorschriften verantwortlich, welche es bei einem Handwerk gibt.
- Läuft etwas schief oder aus dem Ruder, dann muss er in der Lage sein, jederzeit in die handwerklichen Tätigkeiten der Mitarbeiter einzugreifen.
Abschlusszeugnis als Qualifikationsnachweis
Neben einer Meisterqualifikation ist es dir auch möglich, selbstständig ohne Meister einen Handwerksbetrieb zu führen. Es muss nicht immer der Meisterbrief als Nachweis deiner Qualifikation sein. Auch ein Abschlusszeugnis, beispielsweise von einer Hochschule oder einer Fachschule kann laut der HWO für einen Nachweis und die Eintragung eines zulassungspflichtigen Handwerks in der Handwerksrolle ausreichen. So ist es dir als Ingenieur, als Industriemeister oder als Absolvent einer Fach- und Hochschule sowie als staatlich geprüftem Techniker durchaus möglich, einen Handwerksbetrieb zu gründen und eine Eintragung in die Handwerksrolle zu bekommen. Voraussetzung ist allerdings, dass das Gewerk dem Schwerpunkt von deinem Studium oder deiner schulischen Ausbildung entspricht.
Weitere Möglichkeiten sich ohne Meister selbstständig zu machen
Dies waren nun schon eine Reihe von Möglichkeiten, wie du dich ohne Meisterbrief trotzdem selbstständig machen kannst. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit. Nach § 8 HWO kannst du auch eine sogenannte Ausnahmebewilligung beantragen. Dies ist immer in Sonderfällen und unter besonderen Umständen möglich. Aber langsam und nicht zu früh freuen. Stellst du einen Antrag auf eine Ausnahmebewilligung, dann musst du nachweisen können, dass du zumindest meisterähnliche Kenntnisse und auch meisterähnliche Fertigkeiten besitzt. Unter folgenden Sachverhalten liegt ein Ausnahmefall vor:
- Zum Zeitpunkt der Antragstellung auf Ausnahmebewilligung stellt das Ablegen der Meisterprüfung für dich eine unzumutbare Belastung dar. Dies gilt auch für die Zeit nach der Antragstellung.
- Du müsstest so lange auf einen Termin für eine Meisterprüfung warten, dass dies dir ebenfalls nicht zumutbar ist.
- Dir liegt ein unerwartet kurzfristiges Angebot für die Übernahme eines Betriebes vor, welches du kaum ablehnen kannst.
- Du selbst befindest dich bereits in einem fortgeschrittenen Lebensalter. Dies ist in der Regel ab einem Alter von 47 Jahren aufwärts der Fall.
- Du befindest dich in einer unverschuldeten Arbeitslosigkeit.
- Es liegen gesundheitliche Gründe für die Antragstellung einer Ausnahmebewilligung vor.
Mit einfacher Tätigkeit selbstständig machen
Es bieten sich immer wieder Möglichkeiten, in denen du eine Existenz in einem Nischenmarkt gründen kannst. Diese Möglichkeiten können durchaus sehr sinnvoll sein und eine gute Aussicht auf Erfolg haben, gerade bei der Aufnahme einer Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus. Doch in der Praxis ist bei solchen Gründungen vor allem im Bereich Handwerk festzustellen, dass die Gründer immer wieder Abmahnungen von der Handwerkskammer oder anderen Behörden bekommen. Auch die Verhängung von Strafen in Form von Bußgeldern bis hin zur Aufforderung, den Betrieb umgehend zu schließen, ist leider keine Seltenheit. Oft wird genau eine einfache handwerkliche Tätigkeit als wesentliche Tätigkeit im Handwerk ausgelegt. Für genau diese Tätigkeit aber wäre von dir die Vorlage von einem Meisterbrief und eine Eintragung in die Handwerksrolle notwendig gewesen. Du solltest dich deshalb auf jeden Fall vor einer möglichen Gründung genau erkundigen, ob diese geplante Tätigkeit nicht als Kernpunkt eines Handwerks zählt.
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Selbstständig ohne Meister – Vor- & Nachteile
Selbstständig ohne Meister zu sein, kannst du im Grunde erst seit dem Jahr 2004. In diesem Jahr kam es zu einer Überarbeitung der Handwerksordnung. Das hat sich auch deutlich bemerkbar gemacht, denn nach dieser Überarbeitung wurden mehr Betriebe im Handwerk gegründet, als dies jemals vorher der Fall war. Diese Überarbeitung hat jeoch ihre Vor-und Nachteile mit sich gebracht.